Leserbrief Fragwürdig und unangemessen

Gedenkfeier

Zum Artikel „Andenken an eine tapfere Frau“ vom 2. September auf Seite 9 erreichte uns diese Zuschrift:

Vladi Nowakowski berichtet im TV von der Zeremonie zur Enthüllung des Gedenksteines für die Widerstandskämpferin Marcelle Dorr aus Nancy, die 1943 in Gerolstein als politische Gefangene starb. Im Text werden einige Grußredner mit gewichtigen Zitaten zum Thema Erinnerung aufgeführt.

Die drei großen Sponsoren, KSK Daun, Bürgerdienst e.V. und der Gerolsteiner Brunnen werden im Bericht nicht erwähnt.

Aber erst durch sie und die vielen Spenden aus der Bevölkerung wurde die Feier ermöglicht. Stattdessen wird am Schluss des Berichtes der Gerolsteiner Brunnen, der auch Zelt, Sitzgarnituren und Getränke kostenlos zur Verfügung stellte, negativ und fehlerhaft dargestellt.

Zwar hat der Gerolsteiner Brunnen weder in der Festschrift zum 125. Jubiläum des Gerolsteiner Brunnens noch in der Historie des Unternehmens die Zwangsarbeiter erwähnt.

Das ist aber schon 1999 in der Chronik „111 Jahre Gerolsteiner Brunnen“ geschehen, die Jacques Berndorf mit dem Krimi „Der Bär“ kombinierte.

Dort heißt es auf Seite 102: „Etliche Arbeitskräfte des Sprudels müssen an die Front. Die fehlenden Arbeitskräfte kann der Sprudel zumindest zeitweise durch Frauen aus der Wittlicher Strafvollzugsanstalt ersetzen.“

Überall, nicht nur beim Gerolsteiner Brunnen, fehlten Arbeitskräfte. Überall wurden politische Gefangene, Strafgefangene, Zwangsarbeiter und Fremdarbeiter eingesetzt: in der Industrie, im Handwerk, in der Landwirtschaft und die meisten, der im TV-Bericht erwähnten Zwangsarbeiter, bei der Reichsbahn.

Bei meinen Recherchen zum Band 4 „Pelmer Geschichte(n): Sprudel und anderes Wasser“ erhielt ich beim Gerolsteiner Brunnen problemlos Einblick in die Unterlagen des Schlossbrunnens und konnte über die damals eingesetzten Fremdarbeiterinnen aus der Ukraine berichten.

Als am 6. Juli 2000 die Stiftung „Erinnerung – Verantwortung – Zukunft“ ins Leben gerufen wurde, hat der Gerolsteiner Sprudel ebenfalls dort eingezahlt.

Seit Jahren lässt er durch Archivare seine Geschichte aufarbeiten. Der Verfasser hat für seinen Bericht den Arbeitskreis, auf dessen Recherchen und Bemühungen dieses Fest stattfand, nicht kontaktiert.

Noch vor der Enthüllung des Gedenksteins, dem Höhepunkt der Zeremonie, hatte Herr Nowakowski die Gedenkfeier verlassen. Das Foto des Gedenksteins ließ er sich von einer Besucherin übermitteln.

Nicht nur der Arbeitskreis, sondern auch viele Besucher der Veranstaltung fanden dies unprofessionell und als Leser den Schluss des Zeitungsberichtes fragwürdig und unangemessen.

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