Kolumne Glaube im Alltag Wut tut gut!

Genau ein Jahr ist es her, seit die Hochwasser-Katastrophe über unsere Region herein brach. Wenn ich mit Menschen darüber spreche, ist da immer noch ganz viel Fassungslosigkeit zu spüren. „Ich habe es selbst gesehen, aber es fällt mir immer noch schwer zu begreifen, was da passiert ist.

 Sonja Mitze, Pfarrerin für Vertretungsdienste in der Eifel.

Sonja Mitze, Pfarrerin für Vertretungsdienste in der Eifel.

Foto: Sonja Mitze/PM Studios Pfingstmann & Mayer

Es ist irgendwie surreal.“ Die Folgen der Flut dagegen sind leider immer noch sehr real. Es ist schwer, die Häuser wieder herzurichten, wenn die finanziellen Hilfen nicht wie erhofft fließen und Handwerker fehlen. Es ist schwer zu akzeptieren, dass die Flut so vieles zerstört hat. Und neben den sichtbaren Schäden sind da noch die unsichtbaren: die Angst, die immer kommt, wenn es stark regnet, die Trauer um all das, was die Flut mitgerissen hat, die Wut und Verzweiflung, das Gefühl, allein gelassen zu sein, die lähmende Ohnmacht.

Gefühle, die wohl alle kennen, die schon mal einen Schicksalsschlag erlitten haben. Oft mögen wir diese Gefühle nicht, weil sie sich nicht gut anfühlen. Und doch sind sie wichtig. Wichtig, weil sie uns zeigen, was in uns kaputt gegangen und wieder aufgebaut werden will. Es geht um Veränderung, Verwandlung, Neubeginn. Unsere Angst zeigt uns, wo wir wieder lernen dürfen zu vertrauen, unsere Trauer zeigt uns, wo es noch etwas gibt, das wir loslassen dürfen, unsere Ohnmacht zeigt uns, dass es an der Zeit ist, in unsere Kraft zu kommen. Und unsere Wut zeigt uns, wo sich etwas ändern muss – und versorgt uns mit der dafür nötigen Energie.

Auch in der Bibel ist oft von Veränderungen die Rede, von Umkehr und Neuanfängen und den schmerzhaften, oft zerstörerischen Prozessen, die diese begleiten und unseren Glauben herausfordern: Wo ist nun dein Gott? – Gottes Antwort ist immer die gleiche: Ich bin da, war es immer und werde es immer sein. Was auch geschieht: Ich begleite dich.

 

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