Leserbrief Düstere Bilanz
Landratswahl
Den Wahlsieg von Frau Gieseking nur auf den Biomüll-Ärger zu reduzieren, wäre zu kurz gesprungen. Immerhin ist Thiel seit fast acht Jahren Landrat. Die Bilanz seiner Amtszeit sieht jedoch düster aus, und der Biomüll ist dabei nur ein Thema, bei dem er sich gegen den Willen der Bürger gestellt hat. Es ist ihm nicht gelungen, den Kreis weiter zu entwickeln, stattdessen ließ er sich die Geburtenstation im Krankenhaus Daun nehmen und der ärztlichen Bereitschaftsdienst im Gerolsteiner Krankenhaus wurde auf wenige Stunden reduziert.
Thiel fehlten von Anfang an Visionen für die Zukunft des Kreises. Für die Sansibar-Koalition aus CDU, FWG und Grünen war Thiel der kuschelige „Frühstücksdirektor“, ohne Charisma. Das erklärt auch, warum diese ihn im Wahlkampf unterstützten, obwohl sich Thiel immer als parteilos ausgab. Noch am Wahltag prophezeite Thiel, dass er die Wahl knapp gewinnen wird. Aber selbst sein Amtsinhaber-Bonus half nichts. Thiel ist bei der Bevölkerung nie wirklich angekommen und sein Vertrauensvorschuss war schnell aufgebraucht. Anders als bei seinem Vorgänger Heinz Onnertz, der damals ebenfalls parteilos war, wurden wichtige Entscheidungen mit der Sansibar-Koalition im stillen Kämmerlein getroffen, Kreistagsentscheidungen waren danach nur noch Formsache. Eines seiner Wahlplakate trägt die Überschrift „Weiter Wirtschaften“. Mit solch einer inhaltslosen Phrase, die letztendlich seine Amtszeit widerspiegelt, konnte Thiel die Wahl nicht für sich entscheiden. Die Wähler wollten kein „weiter wurschteln“. Sie hatten schlichtweg die Nase voll von dem Geklüngel in den Kreisgremien. Thiels Herausforderin Frau Gieseking hatte im Landkreis keinen hohen Bekanntheitswert, trotzdem konnte sie doppelt so viel Stimmen auf sich vereinen. Der Stoß des Amtsinhabers vom Elfenbeinthron war längst überfällig.