Leserbrief Im Zeichen der Ratlosigkeit

Zum Artikel „Krise in der Innenstadt, das Thema 2021“ (TV vom 12. Januar) schreibt Wolfgang Rieder aus Bitburg:

Beim Lesen des oben genannten Artikels und der sechs Stellungnahmen der im Bitburger Stadtrat vertretenen Parteien und Wählergruppen hatte ich gleich den Eindruck, Frau Dettmer, TV-Redakteurin, hat manchen Kommunalpolitiker oder gleich ganze Fraktionen und Gruppierungen in dieser Frage erstmals wachgestoßen. Man könnte diesem Bericht über die Krise der Bitburger Innenstadt auch die Headline geben: „Im Zeichen der Ratlosigkeit“.

Natürlich hat sich das Kaufverhalten der Menschen in den zurückliegenden Jahren verändert. Dies ist doch allgemein bekannt und man erlebt es doch auch bei seinem eigenen Kaufverhalten.

Dass der Bitburger Stadt­planer Klaus Zimmermann, Büro Isu, der der Saarstraße vor der Jahrtausendwende ein neues Ein­kaufs­profil zum Nachteil der Innenstadt verpasst hat, der Initiator der BIT-Galerie, Stephan Kutscheid, FACO, ein Visionär, der ein ums andere Mal durch kommunalpolitische Position-Spiele ausge­bremst wurde, als Hauptgrund für den Niedergang der Bitburger Innenstadt-Geschäftswelt, das Internet-Kaufverhalten der Menschen angeben, wundert mich indes nicht. Und auch die Stellungnahmen der Kommunal­poli­tiker setzen hier allzu schnell bei ihren Stellungnahmen an, für sie ist der Online-Handel Grund allen Übels.

Aber trifft dies wirklich den wahren Kern des Übels? Sicher werden wir den weltweiten Online-Handel nicht in Bitburg ausbremsen können. Aber wir müssen als Kreis­stadt für die Menschen in der Region eine attraktive Stadt bleiben (wieder werden!).

Wäre es in der Innenstadt nicht anders, wenn der Plan der BIT-Galerie sehr schnell alle kommunal­politi­schen Hürden übersprungen hätte und die Eröffnung der BIT-Galerie schon vor Corona zur Attraktion der Bierstadt geworden wäre? Ja, anders sehe die Innenstadt aus. Die heute in der Trierer Straße leerstehen­den Geschäftshäuser wären möglicherweise nicht so grau, sie würden nicht so verlassen wirken, wie die Innenstadt selbst. Klar, die Geschäfte in der BIT Galerie wären zurzeit auch „coronabedingt“ im Lockdown.

Es darf aber vermutet werden, die Innenstadt hätte ein anderes Bild. Trierer Straße, Karenweg, Borenweg und auch der Zugang zur Hauptstraße geben seit vielen Monaten kein Postkartenbild ab, die Innenstadt zeigt keine Atmosphäre, die zum Einkaufsbummel oder zum Verweilen einlädt.

Ich gehe heute davon aus, dass die BIT-Galerie, die auf Mieter setzt, die jetzt auch in der Corona-Krise erhebliche Probleme haben, deren Geschäftsmodelle auch nach der Corona-Pandemie nicht mehr tragen werden, in der Ausgangsplanung mit attraktiven Ladenverkaufsflächen nicht mehr kommt. Aber was passiert an dieser Stelle. Hier muss schnell eine Perspektive her, die einem Aufbruch in eine neue Zeit den Weg bahnt. Der derzeitige Zustand, ja Zustand, der führt dazu, dass die Innenstadt über den aktuellen Stillstand, zu weiteren Leerständen führt und ein Bild von vergessener Welt zeichnet. Ein Bild von Gestern, von Vorgestern. Eine Kreisstadt mit „Flair“, wie der frühere Bürgermeister Theo Hallet einmal feststellte, ist Bitburg derweil lange nicht mehr!

Eine einzige Stellungnahme der sechs Beiträge in diesem Artikel ermutigt mich, noch daran zu glauben, dass sich der Rat der Stadt erfolgreich gegen dieses Siechtum wehrt. Jedenfalls erwarte ich, dass sich mehr tut als: „Wenn du mal nicht mehr weiter weißt dann gründe einen Arbeitskreis“.

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