Lesermeinung  Nicht der See, sondern die Form –  der Trichter – ist das Maar

Vulkanismus

Leserbrief zum TV-Artikel „Das kleinste Maar: Woher das Hetschemäarchen seinen Namen hat“ vom 4. Juli:

 

Die berühmte Eifel-Dichterin Clara Viebig beschrieb um 1900 die (Dauner) Maare der Eifel als die „Augen der Eifel“. Sie meinte damit die heute 14 mit Wasser gefüllten Maare der Eifel aus der Vogelperspektive. Und genau das ist ein Missverständnis in diesem Artikel, das ich berichtigen möchte: Nicht der See ist das Maar, sondern die Form – der Trichter – ist das Maar.

Ein Maartrichter entsteht, wenn 1100 Grad heißes, zähplastisches Magma in der Eifel aus einer Tiefe von 30 bis 60 Kilometern aufsteigt und in der Erdkruste zufällig auf Grundwasser trifft. Das Magma erhitzt explosionsartig das kalte Wasser, es entsteht Wasserdampf. Dieser hat ein 1700 mal größeres Volumen als flüssiges Wasser. Es baut sich in einer Tiefe von 50 bis 2000 Meter ein großer Druck auf, und der Dampf sprengt sich den Weg nach oben frei. Direkt unterhalb der Erdoberfläche entsteht durch diese Wasserdampf-Explosionen und nachbrechendes Gestein der Trichter.

Die Anzahl der Explosionen bestimmt die Größe des Maares: Das Meerfelder Maar ist das größte, entstanden durch etwa 2000 Explosionen, das Kleinste ist das Hetsche-Maar mit zwei bis drei Explosionen. Wahrscheinlich war hier nicht genug Wasser vorhanden.

Übrigens: Wenn das Magma kein Wasser beim Aufsteigen trifft, dann bildet sich ein Schlackenkegel. Davon gibt es 700 in der Eifel von Manderscheid bis zum Rhein, von der Mosel bis zu einer Linie Köln-Aachen-Luxemburg.

Es fehlen in meiner Auflistung jetzt noch die 69 Trockenmaare der Eifel. Es gibt dafür zwei Möglichkeiten: Der Maartrichter hat sich nie mit Wasser gefüllt, weil kein Grundwasser mehr vorhanden beziehungsweise der Trichter nicht dicht war. Eine biologische Erklärung ist die Verlandung: Der Trichter war anfangs mit einem See ausgefüllt, der im Laufe der Jahrtausende durch Eintrag von Sedimenten und  Pflanzenbewuchs verlandete. Die Reihenfolge heißt: See – Sumpf – Niedermoor – Hochmoor – Trockenmaar.

Das von Alois Mayer beschriebene Hetsche-Maar repräsentiert die älteste vulkanische Ausbruchsstelle der Holzmaar-Gruppe (Hetsche – Dürres Maar – Holzmaar, Alter rund 20.000 bis 30.000 Jahre). Im Trichter lässt sich vulkanisches Auswurfmaterial vom Dürren Maar nachweisen. Heute ist es zu einem sumpfigen Seggenried verlandet.

Zum Schluss darf ich mich bei dem Historiker Alois Meyer aus Daun für seine vielen interessanten Ausführungen zur Natur und Geologie der Eifel im Laufe der Zeit bedanken, die auch bei uns Geologen zu einem besseren Verständnis der Lokalitäten beitragen.

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