Leserbriefe Historische Tatsache

Geschichte

Zum Leserbrief „Was ist kein NS-Erbe?“ (TV vom 1. Oktober) als Reaktion auf den Artikel „Der Titel Deutsche Weinkönigin ist ein Erbe des Dritten Reichs“ ( TV vom 13. September) diese Zuschrift:

Der Autor macht es sich in seinem Leserbrief doch recht einfach nach dem Motto „Was heute gut funktioniert und dem Tourismus dienlich ist, verdient es nicht historisch untersucht und beurteilt zu werden“.  Diese Schlussstrich-Mentalität hat in der Bundesrepublik nach 1945 dafür gesorgt, dass die NS-Zeit nie richtig aufgearbeitet wurde.  Christof Kriegers Buch und seinen Vorträgen ist es zu verdanken, dass die Machenschaften der Nazis auch bei uns an der Mosel beleuchtet werden. Dass der Ausbau des Tourismus bei uns (und damit einhergehend die Etablierung der „Deutschen Weinkönigin“  und der Weinpatenschaften) ein Ergebnis der NS-Weinpropaganda ab 1933 war, ist nun einmal, wie gerade auch Dr. Krieger gezeigt hat, eine historische Tatsache.

Wer dieses leugnet oder nicht ansprechen will, argumentiert nicht nur unredlich – nein, er leistet dem Tourismus sogar einen Bärendienst. Touristen, die heute an die Mosel kommen, wollen nicht nur mit weinseeliger Romantik abgefertigt werden.  Zeitgemäßer Tourismus verlangt nach glaubwürdiger Erzählung und  kritischer Aufrichtigkeit.  Neben meinen beiden Ferienpensionen, die ich in Beilstein betreibe, veranstalte ich seit 15 Jahren die historischen Stadtführungen in Beilstein und behandle das Thema Faschismus, Judenverfolgung  und KDF-Politik als Vorläufer des heutigen Massentourismus an der Mosel recht ausführlich. Meine Führungen haben in den vergangenen Jahren nun wirklich nicht zum Rückgang der Gästezahlen und Übernachtungen  in Beilstein geführt, eher das Gegenteil dürfte der Fall sein. So gesehen bin ich Herrn Kriegers Wirken sehr dankbar. Wie der Leserbrief-Autor ihm vorwerfen kann, er bediene sich bei seiner Argumentation  NS-Techniken der 30er und 40er Jahre ist mir nicht nur völlig unverständlich, sondern halte ich in ihrer Aussage auch für eine Unverschämtheit.

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