Ihre Meinung Trier entwickelt sich zur behindertenfeindlichsten Stadt im Land

Behindertengerechte Städte

Zum Artikel „Stadtbummel mit Hindernissen“ (TV vom 3./4. Dezember) folgende Zuschrift:

Neulich musste ich zum Facharzt nach Trier ins Brüderkrankenhaus. Die Begleitung, die ich als Sehbehinderter habe, hatte keine Zeit. So habe ich es alleine gewagt. Habe mir gedacht: Du hast in Trier mit deiner Mobilitätstrainerin geübt, wie du sicher eine Straße überqueren kannst. Ich bin in der Friedrich-Ebert-Allee aus dem Bus ausgestiegen. Bei der ersten Ampel hatte ich schon ein Problem. Es gab keine Vorrichtung für ein akustisches Signal. Ich habe dann auf gut Glück die Bruchhausenstraße und die Nordallee überquert.

Da ich meine Sicherheitsweste anhatte, haben die Autofahrer meine Situation erkannt. Als ich dort fertig war, habe ich mich Richtung Bahnhof bewegt und musste zu meinem Bedauern Folgendes feststellen: Nordallee, Theodor-Heuss-Allee und die Bahnhofstraße sind das reinste Chaos für behinderte Menschen. Sämtliche Vorrichtungen zum sicheren Überqueren der Straßen fehlen. Wie soll ein blinder Mensch wissen, wo der Fußgängerüberweg ist, wenn die entsprechenden Markierungen fehlen? Als Sehbehinderter sehe ich das Signal auch nicht auf der gegenüberliegenden Ampelanlage. Ich war auf die Hilfe von Fremden und auf die freundlichen Autofahrer angewiesen, die ihr Auto auf den Bürgersteig fuhren und mir geholfen haben. Das ist ein trauriges Bild für eine Großstadt wie Trier.

In der Trierer Innenstadt gibt es ebenfalls mehrere Probleme für blinde/sehbehinderte Menschen. Die Pflastersteine mögen zwar gut aussehen, aber es sind Stolpersteine. Mit dem Langstock bleibe ich an fast jedem Pflasterstein hängen.

In anderen Städten wie Bitburg, Koblenz, Mainz etwa funktionieren die Fußgänger-Ampelanlagen. Die sind mit Akustik- und Vibrationssignalen ausgestattet. Trier hingegen entwickelt sich zur behindertenfeindlichsten Stadt von Rheinland-Pfalz.

Ich bin im Sinne des Gesetzes blind. Meine Sehkraft ist nicht mehr messbar. Ich schreibe diesen Brief mit Hilfsmitteln. Manchmal habe ich das Gefühl: „In Deutschland sind behinderte Menschen unerwünscht“, obwohl im Grundgesetz etwas anderes steht. Seit Anfang oder Mitte 2022 haben behinderte Menschen ein Recht auf Barrierefreiheit. Ich jedenfalls habe meine Erfahrungen mit Trier gemacht und werde in Zukunft nur noch mit Begleitung dorthin fahren.

Ich schreibe diesen Leserbrief, weil ich seit Oktober 2019 mit der Stadt Bitburg dran bin, dass sich was für uns Behinderte ändert. Und seit August dieses Jahres ändert sich dort wirklich massiv etwas zu Gunsten von Behinderten.

Alois Jacob, Bitburg

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