Lieber den Spatz in der Hand...

Zur Debatte um die geplante Mega-Hühnerfarm in Birresborn: Natürlich gibt es Für und Wider gegen eine solche Investition. Aber die Diskussion sollte sachbezogen und nicht emotional geführt werden.

Begriffe wie KZ, Knast oder Ähnliches müssen tabu sein. Der rechtskräftige Bebauungsplan und damit Ortsrecht wurde für emittierende Betriebe geschaffen. Die angeführte Linksabbiegespur steht in keinem Zusammenhang mit der geplanten Investition. Sie wird für das Gewerbegebiet gefordert, nicht für einen Investor. Das Gewerbegebiet liegt weit mehr als gefordert von Wohnbebauungen entfernt. Wer die Gutachten und Berechnungen zur Belastung durch Gerüche und Ähnliches gleich als nicht zutreffend abtut, stellt sich ja als "Besserwisser" den Gutachtern gegenüber. Eine Abordnung des Gemeinderates hat den Betrieb in Gilze en Rijen/Niederlande vor Jahren besichtigt. Das Ergebnis hätte auch in der Bürgerversammlung mitgeteilt werden sollen. Der Rat muss entscheiden, ob er das Grundstück an die Investoren verkauft. Werden bei positiver Entscheidung alle Vorschriften eingehalten, ist dies gesetzlich in Ordnung. Ob man dies persönlich, moralisch oder ethisch gut findet, muss jeder für sich entscheiden. Auch eine Verringerung der Schuldenlast - in welcher Höhe auch immer - ist für jeden Bürger der Gemeinde wünschenswert. In Anlehnung an das Sprichwort "Sankt Florian, verschon\' mein Haus, zünd\' andre an" sehe ich auch die Meinungen von Leserbriefschreibern aus weiterer Entfernung und Stellungnahmen von Politikern. Denn wenn man mit den Belastungen aus den Vorinvestitionen (hier 600 000 Euro plus Zinsen) finanziell nicht betroffen ist, lässt es sich auch besser dagegen argumentieren. Wenn die Gegner - ganz besonders die Politiker - sich mit ebensolcher Intensität dafür einsetzen, der Gemeinde aus ihrer Sicht besser geeignete Investoren zu bringen, dann bin ich gerne dabei. Mir wäre eine andere Nutzung des gesamten Areals auch lieber, aber hier gilt der Grundsatz: Der Spatz in der Hand ist mir lieber als die Taube auf dem Dach. Karl Seidel, Birresborn

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