Leserbrief Jeder sollte seinen Beitrag leisten, die Krise zu überwinden

Energiekrise

Zum Artikel „Trifft die Energiekrise den Osten härter?“ (TV, 10. Oktober):

Solidarität scheint in den neuen, in den ostdeutschen Bundesländern eine Einbahnstraße zu sein. Wer erinnert sich nicht daran, wie Ostdeutschland zur Zeit der Wende aussah? Ostdeutschland war heruntergewirtschaftet, und es bedurfte enormer Mittel, die gesamte Infrastruktur und die Wohnverhältnisse zu sanieren. Wo die Mittel dafür herkamen, fragt sich dort scheinbar niemand. In Ostdeutschland kann man froh sein, dass es hier nicht auch zu gewalttätigen Demonstrationen gegen den Aufbau Ost kam. Schließlich waren es vom westdeutschen Steuerzahler aufgebrachte Mittel, die man auch hier dringend benötigte. Obwohl Ostdeutschland keine Beiträge in das westdeutsche Rentensystem eingezahlt hatte, wollten alle ostdeutschen Rentner von den Einlagen der hiesigen Rentner etwas abhaben. Im Deutschlandfunk hörte ich eine Reportage zur Unzufriedenheit der Ostdeutschen. Hauptbeweggrund der Demonstrationen dort sei, so hieß es dort, uns geht es schlecht, was gehen uns die anderen an, die Regierung müsse weg, die Sanktionen gegen Russland müssten weg, damit wieder Gas und Öl fließen.

In der DDR wurde die große Solidarität und die Völkerfreundschaft mit der Sowjetunion propagiert. Diese Propaganda scheint noch heute in den Köpfen fest verankert. Auf die Frage, warum die Regierung weg müsse, meinte man, es gäbe genügend fähige Köpfe in der zweiten Reihe, die aber leider nicht zum Zuge kommen. Wer diese Köpfe der zweiten Reihe denn sind, die Antwort: Man darf seine Meinung ja nicht sagen. Es bringt nichts, den Zeiten von Walter Ulbricht, Erich Honecker, Egon Krenz und der Völkerfreundschaft mit dem großen Bruder Sowjetunion nachzutrauern, auch wenn in den Augen mancher Demonstranten in der DDR alles besser war. Wir leben im Jetzt und Heute, und jeder sollte seinen Beitrag leisten, die durch den russischen Angriffskrieg weltweit ausgelöste Krise zu überwinden.

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