Mangel an Kompetenz

Zum Artikel "Brüderle entdeckt die Greencard neu" (TV vom 31. Juli):

Super, Herr Brüderle! Endlich mal wieder jemand, der erkennt, dass unser Bildungssystem keine Zukunft hat und in absehbarer Zeit keine geeigneten Fachkräfte mehr hervorbringen wird. Aber anstatt auf Bildung und Förderung der Bildung zu setzen, wie es sich für einen weitblickenden Politiker gehören würde, setzen Sie auf das Pferd Ausland. Klasse, sage ich da nur.

Mit welchem Argument möchten Sie denn ausländische Fachkräfte anlocken? Mit dem Argument, dass unser Sozialsystem am Stock geht und jeder ausländische Facharbeiter seinen Beitrag dazu leisten kann, unser System zu erhalten, indem man über die Hälfte seines Einkommens versteuert und für Sozialabgaben einbehält? Oder dass er oder sie ja bloß allein kommen soll und nur für ein paar Jahre zu bleiben hat?

Gute Argumente. Ich für meinen Teil finde die Idee mit der Prämie ja auch einfach nur genial. Ich wäre sogar bereit, meinen Beitrag dazu zu leisten und eine neue Abgabe ins Leben zu rufen. Die heißen könnte: Prämiensteuer für begabte Berufspolitiker aus dem Ausland. Wir haben heute schon einen Mangel an solchen Fachkompetenzen, wie mir scheint. Die würden dann erkennen, dass Politiker wie Herr Stoiber mit der Forderung, Bundesländer abzuschaffen, die uneffizient sind, recht haben. Wir könnten mit unseren neuen Auslandsfachkräftepolitikern dann alle Bundesländer abschaffen außer Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. Würden vielleicht noch unseren Bundestag verkleinern, denn Bundesländer, die uneffizient sind, sollten dort auch nichts mehr zu sagen haben.

Die Don Quichotteuse ist aber unsere Bildungsministerin, Frau Schavan, die den Argumenten von Herrn Brüderle nicht nur folgt, sondern auch noch einen draufsetzt, in dem sie Erleichterungen für ausländische Fachkräfte fördern möchte. Bitteres Armutszeugnis einer sogenannten Bildungsministerin. Mir erschließt sich sowieso nicht, wie man ein Modell Greencard als Erfolgsgeschichte darstellen kann. Deutschland und Europa haben sich immer dadurch ausgezeichnet, dass von hier Fachkräfte in die ganze Welt gingen. Wenn ein Land wie Deutschland nicht in der Lage ist, seine eigene geistige, moralische und wirtschaftliche Elite selbst hervorzubringen, dann hat es auch Politiker wie Herrn Brüderle, Frau Schavan, Herrn Stoiber oder, wie sie alle heißen mögen, verdient.



Peter Kühn, Temmels

bildung

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