medizin

Zum Kommentar "Sternstunden des Gewissens" (TV vom 8. Juli):

Meinung

Wie der Arzt zum gefährlichsten Mann im Staate wird
Es ist abwegig, wenn sich Bioethiker, Bürger oder Journalisten anlässlich des Bundestagsbeschlusses zur Präimplantationsdiagnostik mit ihrer Deutung von Mensch-Sein auf die Aufklärung berufen. Deren Vertreter Immanuel Kant hat wiederholt erklärt, man solle einen jeden anderen Menschen als Selbstzweck achten: "Der Akt der Zeugung" ist ein solcher, durch den "eine Person … auf die Welt gesetzt wird". Eltern "können ihr Kind nicht gleichsam als ihr Gemächsel", eine Sache also, oder "als ihr Eigenthum zerstören", so der Philosoph. Fakt ist: PID ist Menschen-Selektion. Damit ein erwünschter Embryo weiterleben darf, werden seine als defekt beurteilten Geschwister getötet. Ein abgestufter Lebensschutz und das nahezu völlige Verschweigen der Tötungshandlung hat mit Humanismus nichts zu tun. Eine solche Selektion "war unserer Rechtsordnung bisher gänzlich fremd", urteilt Wolfgang Thierse. Diese Abstimmung, so zivilisiert sie verlaufen sein mag, bedeutet den Rückzug des Staates aus seiner Schutzfunktion für den sozial Schwächsten: den Embryonenmenschen. Im Blick des Humanisten Hufeland, Leibarzt von Goethe, Schiller, Wieland, soll der "Arzt nichts anderes tun als Leben … erhalten", damit er nicht "zum gefährlichsten Mann im Staate" werde. Dieser Gedanke ging 1794 unter Friedrich dem Großen in den Kodex des Preußischen Landrechts ein. Nach 1945 erinnerte man sich daran, er wurde in das Grundgesetz integriert. Dr. med. Maria Overdick-Gulden, Trier

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