Medizin

Zum Artikel "Im Schlafanzug aus Klinik entlassen" (TV vom 18. Februar) diese Meinungen:

Ich habe am Rosenmontag 2015 Ähnliches in der Notaufnahme des Brüderkrankenhauses beobachten können. Ich kam früh morgens mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus, da ich nicht mehr gehen konnte, bedingt durch eine Entzündung im Bereich des Rückens. Die lange Wartezeit nahm ich in Kauf, da ich kein akuter Notfall war und viele zur Notaufnahme gingen, weil viele niedergelassene Ärzte an dem Tag ihre Praxen geschlossen hatten. Ich konnte in den fünf Stunden, die ich entweder auf dem Gang oder im offenen Behandlungsraum verbrachte, sehr gut beobachten, wie dort mit den oft hilflosen Patienten umgegangen wird. Der Gang der Notaufnahme war voll mit Betten, in denen meist ältere, ängstliche Menschen lagen, zum Teil mit Herz- und Kreislaufproblemen. Mit dieser eh schon besorgniserregenden Diagnose wurden sie dort alleine liegen gelassen. Eine verwirrte alte Dame, die im Schlafanzug im Gang auf einem Bett lag und immer wieder rief, sie müsse mal "Pipi", wurde auf Strümpfen zur Toilette gebracht. Als sie fertig war, irrte sie auf dem Gang auf der Suche nach ihrem Bett, das Nachthemd steckte zum Teil in ihrer Unterhose. Und niemand kümmerte sich. Einige Minuten später rief sie abermals, sie müsse "Pipi", und die Krankenschwestern und Pfleger ließen sie liegen mit schroffen Bemerkungen, dass sie ja eben erst war und das nicht sein kann und dass sie mal Ruhe geben soll. Die Dame hörte jedoch nicht auf zu rufen, und das Personal machte sich lustig über sie, was alle anderen im Gang wartenden Patienten auch mitbekamen. Dass das Pflegepersonal teils überfordert ist, bedingt durch die Gesundheitsreform, möchte ich gar nicht bestreiten. Menschlichkeit jedoch hat mit keiner Reform zu tun, Menschlichkeit liegt an jedem selber. Und die habe ich an dem Tag im Brüderkrankenhaus ganz klar und deutlich vermisst. Ute Zimmer, Newel Wieder einmal fällt mir die subjektive Darstellung im Volksfreund auf. Natürlich ist es sozialmedizinisch schwierig, einen alten Herrn in der Nacht nach Hause zu schicken. Aber es wird fast ausschließlich die subjektive Darstellung des Patienten erwähnt. Dass der Patient medizinisch wahrscheinlich korrekt behandelt wurde, wird mit keinem Wort erwähnt (Anm. d. Red.: "Die Ärzte hätten auf das Ergebnis einer Blutuntersuchung gewartet. Danach sei klar gewesen, dass keine Behandlung notwendig sei." - Zitat aus dem Artikel). Und auch die wirklichen Tatsachen finden sich nicht in diesem Artikel. Vielleicht wäre es mal wahrer Journalismus, die Hintergründe solcher Entscheidungen zu beleuchten. Auch die naheliegende Frage, warum ein älterer Herr von Bitburg nach Trier ins Brüderkrankenhaus gebracht wird, wird nicht beleuchtet. Viele Krankenhäuser der Region übernehmen keine Akutbehandlung in der Nacht mehr. Und auch das Mutterhaus nimmt regelmäßig als größtes Krankenhaus der Region nachts keine Patienten mehr auf. Vielleicht müssen solche ungünstigen Entscheidungen getroffen werden, um die Akutversorgung wirklich lebensbedrohlicher Erkrankungen in solch einem Einzugsgebiet aufrechterhalten zu können. Hierüber zu berichten wäre wesentlich gehaltvoller als unglückliche Einzelschicksale darzustellen. Markus Mayer, Trier

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