Medizin

Zum Artikel "Pillen sind keine Erziehungshelfer" (TV vom 30. Januar) und zur Behandlung von ADHS diese Zuschriften:

Vorab: Der Artikel von Bernd Wientjes hat mich zutiefst schockiert. Mit solchen irreführenden und inhaltlich fehlerhaften Artikeln wird ausschließlich Stimmung provoziert und produziert. "Pillen sind keine Erziehungshelfer." Diese Überschrift allein ist schon fehlerhaft, stammt sie auch noch von einem sogenannten Fachmann. Kinder mit ADS oder ADHS leiden sehr vielfältig: Sie sind konzentrationsschwach und stark ablenkbar, hyperaktiv (immer auf dem Sprung), handeln ohne über Konsequenzen nachzudenken, sind vergesslich, zeigen ein zerstreutes und chaotisches Arbeitsverhalten, sind oft nicht in der Lage, auch nur die einfachsten Regeln einzuhalten, hinzu kommen starke Schwankungen in ihrer Leistungsfähigkeit, sie sind sehr stimmungslabil, einhergehend mit mangelndem Selbstwertgefühl. ADS/ADHS-Kinder bringen ihr Umfeld nicht selten an den Rand der nervlichen Zerrüttung. Bereits im Kita-Alter beginnt die Therapie, welche sehr zeitintensiv und anstrengend ist. Kita, Ergotherapie, Kinderfrühförderung, Grundschule, Förderschulen, Kinderarzt, Psychologen greifen Hand in Hand, um diesen betroffenen Kindern verantwortungsvoll zu helfen. Ritalin oder ähnliche Medikamente sind Helfer! Diese "Helfer" mildern die zuvor aufgeführten Symptome. Hierdurch wird es den ADS/ADHS-Kindern erst ermöglicht, zumindest partiell an einem normalen Leben teilzuhaben. Sie werden häufig erst durch diese Medikamente in die Lage versetzt, die einfachsten Dinge zu erlernen. Unterste Schublade ist der im Artikel aufgeführte Kostenfaktor. Ein ADHS-Patient verursacht hiernach 986 Euro mehr Kosten pro Jahr als ein Kind ohne diese Diagnose. Bei richtiger Interpretation dieses Vergleichs sollte man also die ADS/ADHS-Kinder ihrem Schicksal überlassen. Ein Hoch auf Deutschland und seine Kinderfeindlichkeit. Merke: Verantwortungsvolle Eltern entscheiden nicht leichtfertig über den Einsatz von Ritalin. Sie entscheiden immer zum Wohle ihres Kindes! Matthias Wagner, Langsur Die Entwicklung eines ADHS-Syndroms beginnt von kleinauf im Elternhaus. Der Stress der Gesellschaft von außerhalb (höher, weiter, schneller) wird in einer Familie, bei der man sich tagtäglich am besten rund um die Uhr um den Nachwuchs kümmert und ihm zuhört, dem kleinen Menschen abgenommen. In Familien, in denen das nicht geschieht, kann der Heranwachsende seine Eindrücke der Außenwelt und somit seinen angestauten Druck nicht loswerden. Im Gegenteil, er muss dann auch noch um die kostbare kurze Zeit der Eltern kämpfen und mit allen Mitteln auf sich aufmerksam machen. Folge: Die Eltern sind überfordert, eilen zu einem Mediziner, und man findet diese Kinder dann irgendwann in den ADHS-Statistiken und später gar auf den Listen der Kriminalität. Daher verbringt so viel Zeit wie möglich mit euren Kindern, hört ihnen zu und erklärt ihnen diese verrückte Welt da draußen! Einfühlungsvermögen und Liebe ersetzen jede Medizin! Dirk Schröder, Trier Mit einigem Entsetzen habe ich in dem Beitrag über die sehr hohe Verordnung von Ritalin bei den ADHS-Betroffenen gelesen. Diese Menschen, sie bleiben normalerweise auch als Erwachsene auffällig, werden mit einem Mittel traktiert, das nur vordergründig hilft. Was passiert mit ihnen, wenn sie im Greisenalter sind? Haben wir dann andere Krankheiten zu behandeln, die eventuell durch die Einnahme des Mittels hervorgerufen wurden? Schon der Verfasser des "Struwwelpeters" kannte die Kinder, die unaufmerksam waren, unruhig, kaum durch vernünftige Argumente erreicht werden konnten oder sonstwie unangepasst waren. Ich habe schon vor Jahren die Erfahrung gemacht, dass die Ernährung eine sehr große Rolle bei diesen Betroffenen (ich nenne ausdrücklich nicht nur Kinder) spielt. Die berühmte Nuss-Nougat-Creme, viel Zucker, Schokolade oder auch Zusatzstoffe in vielen gebräuchlichen Lebensmitteln können das Krankheitsbild ADS hervorrufen. Schon vor mehr als 25 Jahren gab es im Fernsehen einen Beitrag über diese geplagten Menschen. Da konnte man sehen, wie ein Kind nach dem Genuss von roten Gummibärchen völlig ausflippte, ein anderes reagierte sogar auf Weintrauben ähnlich. Ich selber habe es bei einem Kind erlebt, das besonders viel der berühmten Creme gegessen hat. Als die Mutter mal dieses "Nahrungsmittel" für einige Zeit weggelassen hat, veränderte sich das Kind auffällig in seinem Verhalten. Vielleicht sollten die besorgten Eltern nicht zu allererst den Arzt in der Pflicht sehen, sondern sie selbst sollten das Kind sorgfältig beobachten und vielleicht ein Ernährungsprotokoll führen, um herauszufinden, warum es so aus dem Rahmen fällt. Es gibt aber auch heute zum Glück Eltern, die bei solchen Auffälligkeiten in diese Richtung sehen und dem Kind eine Karriere als Ritalin-Konsument ersparen wollen. Antje Nolte, Altrich

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