Mehr Architekten-Wettbewerbe, weniger Behörden-Strickmuster

Zum Artikel "Irischer Brückenschlag zur Loreley" (TV vom 24. April):

Was die irischen Architekten, Landschaftsplaner und Bauingenieure mit dem "Brückenschlag zur Loreley" geplant haben, um den Titel "Weltkulturerbe" für den Mittelrhein zu sichern, ist bewundernswert. Da sind wir an der Mosel doch arm dran! Die Planung einer überdimensionalen und damit außergewöhnlichen Hochbrücke an der Mosel, über die seit 50 Jahren diskutiert wird, blieb bisher dem zuständigen Bauamt überlassen. Man hat den Eindruck: "Einmal geplant - für immer geplant", auch wenn sich die Zeit und das Umweltbewusstsein stark verändert haben.

Geplant wird nach bisherigen Strickmustern. Beispiel: Nach der mitten in eine friedliche Landschaft gesetzten, lang gezogenen Fellerbach-Talbrücke, die nicht gerade ein Paradestück meisterlicher Lösungen deutscher Baukunst beim Autobahnbau ist, folgt nun die Mittelmosel-Hochbrücke, um Eifel und Hunsrück zu verbinden. Natürlich bedeuten die Planungen und der Bau einer gigantischen Hochbrücke in einer "lieblichen" Weinlandschaft große Herausforderungen an das zuständige staatliche Bauamt. Oder ist es nicht doch für eine Baubehörde eine Überforderung (weil sie normalerweise für alle Routine-Bauwerke zuständig ist), für ein Sonderprojekt solchen Ausmaßes die hierfür notwendige Sensibilität aufzubringen? Einer Flusslandschaft, über die der große Wanderfreund und Opernsänger Rudolf Schock einmal sagte, dass er die Mosellandschaft zu den schönsten in der Welt zähle.

Mein Vorschlag geht deshalb dahin, bei künftigen notwendigen baulichen Eingriffen in die Natur, insbesondere in Flusslandschaften, dem Beispiel Mittelrhein zu folgen und einen internationalen Wettbewerb auszuschreiben. Gleichzeitig müssten vom Gesetzgeber eindeutige Kriterien für eine umweltfreundliche Bauweise mit einer besseren Einbindung der Technik in die Natur vorgegeben werden.

Und noch ein Punkt: Die Bemühungen der Mosel-Weinbruderschaft um Anerkennung und Aufnahme der Mosel als Weinkulturerbe bei der Unesco blieben leider bisher erfolglos. Die aktiven Weinbrüder wurden jedoch - so ist das Empfinden - mit ihrer Initiative ziemlich allein gelassen. Warum?

Egon Kappes, Zeltingen-Rachtig

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