Leserbrief Mehr Redlichkeit in der Debatte ist dringend geboten

Medizin

Zum Artikel „Die Homöopathie und die Impfskepsis“ (TV vom 5. Januar):

Als langjährig additiv homöopathisch tätiger, niedergelassener Facharzt für Gynäkologie und Impfarzt muss ich der Forderung des Präsidenten der Landesärztekammer, Günther Matheis, nach einem Ausstieg der Krankenkassen aus der Finanzierung der Homöopathie – begründet mit einer, wie ich finde, pauschalen Diffamierung homöopathisch tätiger Kollegen – entschieden entgegentreten.

Herr Matheis sollte sich doch einmal fragen, ob er im Zusammenhang mit seiner aus meiner Sicht undifferenzierten und pauschalen Äußerung, Homöopathie und Impfkritiker zusammen in einen Topf zu werfen, wirklich sachlich und wissenschaftlich fundiert argumentiert.

Für mich grenzt seine Äußerung zur Homöopathie an übelste Polemik. Ist es gerechtfertigt, Homöopathie die Daseinsberechtigung abzusprechen, nur weil sie seiner Einschätzung zu Folge keinen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leistet? Tut das etwa die Thoraxchirurgie? Niemand käme wohl auf die Idee, den Ausstieg aus der Finanzierung der Kardiologie oder Onkologie als Therapierichtung zu fordern, nur weil sie keinen Beitrag zur Bekämpfung von Covid-19 leisten. Und wie er sicher weiß, kommen auch in diesen Bereichen viele Medikamente zum Einsatz, die ihre Wirksamkeit nicht mit hoher Evidenz in hochwertigen Studien unter Beweis gestellt haben.

Würden wir in unserer täglichen Arbeit auf solche Medikamente verzichten, wäre unsere Auswahl an Präparaten ziemlich klein und so mancher Patient verloren. Und natürlich gibt es Studien zur Wirksamkeit der Homöopathie.

Die Erfahrung, die viele Menschen mit der Anwendung homöopathischer Arzneimittel machen, ist unbestreitbar positiv. Verantwortungsvoll ausgebildete Mediziner rufen zur Impfung auf, auch solche, die homöopathische Arzneimittel additiv einsetzen.

Mehr Redlichkeit in der Debatte ist dringend geboten, gerade, wenn sie von einem Landesärztekammerpräsidenten geführt wird.

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