Mensch, lerne tanzen

Kirche

Zum Artikel "Zu starker Tobak für stramme Katholiken" (TV vom 7. März):
Hat der TV tatsächlich über nichts Wichtigeres im kirchlichen Leben zu berichten, und beschäftigt sogenannte stramme Katholiken nichts Wesentlicheres als ein Tanz im Gottesdienst zur Eröffnung der Misereor-Fastenaktion? Die zitierte Dame hat offensichtlich einiges missverstanden. Zum einen ist es Zeichen eines Un-Glaubens, dass sie eine solch überhebliche, herabwürdigende und verächtliche Bezeichnung (ich will sie hier nicht wiederholen!) für einen liturgischen Tanz wählt. Mein Glaube lehrt mich die bedingungslose Achtung vor jedem Menschen und die Wertschätzung für das, was er in Worten, Gesten und Zeichen zu kommunizieren hat. Zum anderen ist ihr persönlicher Geschmack nicht das alleinige Kriterium für die Gestaltung eines Gottesdienstes. Und drittens hat sie nicht verstanden, worum es in einem Gottesdienst geht: sicher mal nicht um die Befriedigung ganz persönlicher Bedürfnisse und um "Genießen"!
Ich nehme mal an, dass die Dame auch zur Kommunion gegangen ist. Communio(n) bedeutet Gemeinschaft, Gemeinschaft mit Gott, die aber niemals den Anderen ausgrenzen darf, sondern ihn in diese Gemeinschaft einbezieht. "Wir essen alle von dem einen Brot"! Und diese "Communio" tritt sie mit ihrer Ansicht und Äußerung mit den Füßen.
Tanz ist Ausdruck von Lebendigkeit, Freude, Lebenslust und der großartigen Fähigkeiten, die einem Menschen (von Gott) geschenkt sind. Und warum solche Gottesgaben in der Nähe des Allerheiligsten nichts zu suchen haben, das erschließt sich mir überhaupt nicht.
Dipl. theol. Karl-Heinz Graus
Konz-Krettnach

Die Tänze des Choreografen Reveriano Camil im Trierer Dom zum Kyrie und Agnus Dei waren an Ästhetik und Harmonie kaum zu übertreffen. Ich hatte das Gefühl, dass er vom Gesang des Chors wie eine Marionette bewegt wird. Eine wunderschöne Darbietung. Für alle, die das anders empfunden haben, erinnere ich an ein Zitat des heiligen Augustinus: Mensch, lerne tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel nichts mit dir anzufangen.
Luise Meyer
Betteldorf

Die Messe war der absolute Hammer im positiven Sinn. Alles passte, die Liturgie sowieso, der Chorgesang, die Orgelmusik, die Beleuchtung und nicht zuletzt die Tanzdarbietung von Reveriano Camil. Die Kirche will und soll neue Wege gehen, heißt es. Natürlich gibt es auch Kritiker. Ja-Sager, Nein-Sager. Aber grundsätzlich brauchen wir keine kleingläubigen Nein-Sager, die schon vor einem Ereignis den Miesmacher spielen. Oft wollen solche Kritiker noch in der ersten Reihe sitzen ...
Hans-Peter Limper
Trier

War das ein Aufschrei von einigen "traditionellen" Katholiken: Das gehört sich doch nicht in einem katholischen Gottesdienst! Was soll dieses Herumgehampel in der Kirche! Wie kann ein Bischof das erlauben!
Was ist geschehen? Der Gottesdienst im Trierer Dom zur Eröffnung der Misereor-Aktion 2017 - ich habe ich ihn per Fernsehübertragung miterlebt - sollte uns mitnehmen in das Land Burkina Faso. Und: Wie werden dort Gottesdienste gefeiert? Fröhlich, lebendig und oft auch mit tänzerischen Einlagen. Das gehört zur Kultur dieses Landes. Es zeigt die Freude der Menschen an der Feier der Eucharistie. Da ist es doch selbstverständlich, dass tänzerische Elemente in einen solchen Gottesdienst eingebaut werden.
Den Kritikern kann ich nur entgegnen: Vielleicht machen Sie sich einmal Gedanken darüber, was wir den Menschen in der Dritten Welt alles zugemutet haben bei der Christianisierung und wie viele von unseren Traditionen wir ihnen übergestülpt haben. All den Menschen, die sich jetzt so sehr aufregen, kann ich nur entgegnen: Ich wünsche mir, dass Kirche lebendig bleibt, Neues wagt und über den Tellerrand hinausschaut. Und da ist die Kirche in der Dritten Welt oft ein gutes Beispiel.
Vielleicht sollten die Kritiker die Geschichte vom Gaukler und den lieben Gott lesen. Da heißt es: Ein Gaukler kam in ein Kloster. Er konnte beim Beten nicht ruhig stehen, mit den Texten wenig anfangen. Er war immer in Bewegung. Die Mönche beschwerten sich beim Abt. Doch der erwiderte: Der Gaukler tut genau das, was er besonders gut kann: Er lobt Gott durch sein Springen und Tanzen, durch sein Talent, das Gott ihm geschenkt hat. Seine Luftsprünge sind sein Gebet.
Michael Koch
Springiersbach

Psalm 150: Lobt Gott in seinem Heiligtum, lobt ihn für seine großen Taten! Lobt ihn mit dem Schall der Hörner, lobt ihn mit Harfe und Zither! Lobt ihn mit Pauken und Tanz, lobt ihn mit Flöten und Saitenspiel! Alles, was atmet, lobe den Herrn!
Domkapellmeister Prof. Thomas Kiefer
Trier

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