Menschliche Spielereien

Zum Artikel "Seligsprechung von Wojtyla und Pius rückt näher" (TV vom 21. Dezember) schreibt dieser Leser:

Was soll man von Heiligsprechungen allgemein und insbesondere, wenn sich Päpste gegenseitig diese Ehre zu erweisen versuchen, halten? Da stellt sich die Frage, wie Gott wohl zu derartigen Akten stehen mag? Ob und welche Bedeutung sie für ihn und damit auch für den oder die Betreffenden haben könnten?

Im Verhältnis zu Gott ist und bleibt doch aber auch ein Papst immer noch ein eintagsfliegengleicher, winziger Mensch wie jeder andere. Ob man bei derartigen Dingen den Größen- und Standesunterschied Gott und winziger Mensch vielleicht nicht ein wenig zu sehr verkennt?

Die erste Voraussetzung für derartige Akte ist eine entsprechende Lobby, die in der Regel auch die erforderlichen Wunder besorgt. In Ermangelung dieser Lobby können auch noch so fromme Christen und Katholiken meist nicht zu derartigen Ehren kommen. Der Selig- und Heiligsprechung von Papst Pius XII. wird aber auch seine umstrittene, passive Haltung bei der Judenverfolgung im Dritten Reich als Hindernis angelastet; und bei Papst Johannes Paul II. können die von ihm mitverschuldeten Aids-Erkrankungen und Toten, die auf sein mit nichts zu begründendes Kondomverbot zurückzuführen sind, doch auch nicht einfach unter den bekannten Teppich gekehrt werden.

Da Selig- und Heiligsprechungen gewaltige, gewagte Akte, jedoch ohne die geringste Garantie von oben sind, stellt sich die Frage, ob man amtskirchlich, vor allem auch der Glaubwürdigkeit wegen, nicht mehr Respekt vor der Größe Gottes beweisen und nicht so selbstherrlich über Gott verfügen sollte, indem man ihm fragliche Heilige an die Seite zu drücken versucht.

Ob derartige Akte für Gott nicht sinn- und wertlose, menschliche Spielereien sein könnten?



Josef Berens, Rommersheim

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