Militär

Zum Kommentar "Kultur der Verantwortung" (TV vom 21. Januar):

Still und heimlich, so kommentiert Werner Kolhoff, gehe in der Politik der neuen Bundesregierung ein Wechsel einher - hin zu einer sogenannten "Kultur der Verantwortung". Was könnte das sein? Wollen Christ- und Sozialdemokraten etwa die EU-Handelssubventionen für Agrarprodukte streichen und so Verantwortung übernehmen für die Folgen einer Politik, die massenhaft Hunger und Armut produziert? Oder hat man vor, den deutschen Waffenhandel einzuschränken, der weltweit mitverantwortlich ist für Kriege und Fluchtbewegungen? Oder will man endlich Fluchtursachen bekämpfen statt Flüchtlinge? Nicht doch, gemeint ist die weitere Entsendung von Soldaten - diesmal in die Kriegsgebiete Afrikas, nach Mali und in die Zentralafrikanische Republik. Wenn es eine Lehre aus dem Afghanistan-Debakel gibt, dann doch die, dass Frieden in einem Land nicht von außen, nicht ohne die gründliche Kenntnis seiner Kultur und inneren Konflikte und nicht militärisch gestiftet werden kann. Und nun also Afrika. Es kann uns gewiss nicht egal sein, wenn auf dem Nachbarkontinent Völkermorde drohen und Staaten zerfallen. Vielleicht kann der Einsatz von Militär auch im äußersten Fall Menschenleben schützen. Aber wirkliche Verantwortung fängt viel früher an (zum Beispiel mit fairen Handelsbeziehungen) und hört bei intensiven Versuchen ziviler Konfliktregulierung noch lange nicht auf. Nein, eine "Kultur der Verantwortung" ist in meinen Augen etwas grundlegend anderes als das sprachlich aufgehübschte Entsenden von Expeditionskorps. Beispiele gefällig? Siehe oben. Thomas Zuche, Trier

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