Miteinander reden

Vielen Dank dem TV für den Abdruck der Beiträge des Deutschlandsfunks zum spannenden Thema "Patriotismus". Besonders freue ich mich, dass mit Feridun Zaimoglu ein Deutscher türkischer Herkunft zu Wort gekommen ist.

Seine Aussage, dass er als Türke Deutschland liebt, überrascht mich im Gegensatz zu manchen Zeitgenossen nicht. Ich kenne aus beruflicher Erfahrung viele, vor allem junge Einwanderer, die ihre neue Heimat lieben (wenn man denn ein Land lieben kann). Noch mehr wären sie Deutschland verbunden, wenn sie das Gefühl hätten, willkommen zu sein und eine schulische und berufliche Perspektive zu haben. Das ist, wie alle Zahlen belegen, nur bei wenigen der Fall. Mich hat berührt, wie Herr Zaimoglu "Heimat" definiert: "Deutschland ist zunächst einmal das Pflaster vor der eigenen Haustür, es ist der Zeitungskiosk, die Bäckerei, der Supermarkt, das Café, die Stadtmitte und der Bahnhof, es ist die Zeitung, die ich aufschlage, und der Leitartikel und der Text im Feuilleton, die ich lese." Sind wir in Trier nicht zu weit davon entfernt, Menschen Heimat und Perspektive zu bieten, die bei uns ein Leben in relativem Wohlstand, Freiheit und Sicherheit suchen und oft vor Armut, Krieg und Verfolgung geflohen sind? Ich denke etwa beim Stichwort "Bahnhof" an den jüngsten rassistischen Angriff auf einen jungen dunkelhäutigen Trierer, dem die Bundespolizei an Ort und Stelle Erste Hilfe leistete. Integration ist auf der politischen Ebene eine Frage von gerechter Teilhabe, von Arbeit und Ausbildungsstellen, bezahlbaren Wohnungen und Angeboten zum Spracherwerb für die Einwanderer. Auf der zwischenmenschlichen Ebene geht es dagegen vor allem um Respekt, Offenheit und Begegnung auf Augenhöhe. Hier sind auch wir gefragt. In Trier gibt es viele Möglichkeiten, Einwanderern zu begegnen: im Bus, auf der Straße, demnächst beim gemeinsamen Gärtnern im Internationalen Frauengarten in Trier-Ehrang, als freiwillige Helfer bei der Ökumenischen Beratungsstelle für Flüchtlinge in der Dasbachstraße, beim Besuchsdienst der AG Frieden für die hoffnungslosen Menschen im "Ausreisezentrum" oder beim Tag der Offenen Moschee der Islamischen Gemeinde Triers in der Luxemburger Straße 23. Denn: Über Ausländer reden viele, mit ihnen kaum jemand. Nutzen wir doch diese Gelegenheiten, uns kennen zu lernen und uns gegenseitig Heimat zu werden. Thomas Zuche, Trier

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