Musik

Zum Artikel "Nicht in Höchstform" (TV vom 4. Juni):

Während bei vielen Pop-Stars die Show den Song überstrahlt, fand Alicia Keys in der Rockhal in Esch-sur-Alzette das richtige Maß und begeisterte 6300 Zuschauer restlos. Wie unzählige andere Popstars hat sich Alicia Keys auf ihrem aktuellen Album "Girl On Fire" mal wieder neu erfunden und erzählt von dieser Wandlung in prätentiösen Titeln wie "Brand New Me". Doch statt wie Pink acht Mal an einem Abend zum Kostümwechsel hinter der Bühne zu verschwinden, wechselte die 33-Jährige lieber vom Flügel zum E-Piano zum Klavier. Den aufsehenerregenden Skandälchen von Diven wie Mariah Carey zieht sie den Fokus auf ihre Musik vor. Damit ist sie beinahe ein Fabelwesen im Pop-Zirkus, das die Zuschauer in der Rockhal in seinen Bann zog. Das Konzert von Alicia Keys hatte viel mit einem Liebesfilm gemein: Sie sang in 100 Minuten so viel und vorhersehbar über die Höhen und Tiefen ihres Hauptthemas, dass sich so manche männliche Begleitung lieber den Verlauf des weiteren Abends ausmalte statt aufmerksam zuzuhören. Anders als Hugh Grant, der genau einen Gesichtsausdruck beherrscht, zeigte Keys allerdings in leicht verdaulichen R\'n\'B-Songs und intensiven Soul-Balladen zahlreiche Facetten ihrer Stimme. Zwischen Klavier und Bühnenrand beeindruckte vor allem die Leichtigkeit, mit der sie die schweren Töne traf. Natürlich rückten einige Tänzer, verschiebbare Leinwände und eine angenehme Lightshow die Sängerin stets in den Mittelpunkt. Am besten war die Show allerdings dann, wenn sie ihr Zwischenspiel am Flügel mit einem Donnerschlag in die Tasten beendete, um mit der gleichen Leidenschaft "Fallin" anzustimmen. Solche Überraschungsmomente wusste sie perfekt zu inszenieren! Einmal zog sie sich dann aber doch um und tauschte ihr Bühnen-Outfit gegen ein bezauberndes Glitzerkleid. Zur erhabensten New York-Hymne seit Frank Sinatra, dem finalen und den Abend überragenden "Empire State of Mind", ergab das aber auch Sinn. Mein Fazit: tolle Stimme, gelungene Inszenierung. Ein Star bewies: Wer singen kann, braucht keine pompöse Show! Judith Hofer, Brauneberg

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