Muss, kann, darf

Wir laden Sie, liebe Leserin, lieber Leser, zum Dialog ein. Sagen Sie uns Ihre Meinung! Das Motto: Leser fragen - die Chefredaktion antwortet.

Waltraud Rexroth aus Daun schreibt: Kürzlich erschien im Lokalteil unter der Überschrift "Tastatur eines Geldautomaten verklebt" eine genaue Anweisung, wie man solche Taten effektiv ausführt. Man braucht nur ein Ei darüber zu schlagen. Dann lässt sich das Ding nicht mehr reparieren. Ist es die Absicht des TV, möglichen Vandalen effektive Rezepte zu liefern? Der Bildungsauftrag der Medien ist ja schön und gut. Aber besteht Bildung aus solchem Wissen? Liebe Frau Rexroth,

vielen Dank für Ihre Frage. Sie spielen auf eine kleine Meldung in der Dauner Ausgabe an. Das Thema ist aber, so denke ich, für viele Leser interessant.

Grundsätzlich haben Sie recht: Ob Zeitung, Internet, Rundfunk oder Fernsehen - wir bewegen uns manchmal auf einem schmalen Grat zwischen der Pflicht, die Öffentlichkeit zu informieren, und der Gefahr, mögliche Nachahmer auf den Plan zu rufen - oft "Trittbrettfahrer" genannt. Derlei lässt sich nie ausschließen, denn es gibt immer Menschen, die sich wichtig machen wollen, etwa indem sie anonym mit Bombenanschlägen oder Amok läufen drohen. Für Redakteure ist in jedem Einzelfall sorgfältiges Abwägen notwendig: Was muss, was kann, was darf berichtet werden?

Dabei gilt: Wenn viele Menschen von einem Vorfall etwas mitbekommen, wenn man darüber auf der Straße, im Supermarkt oder in der Kneipe spricht, dann wird daraus eine Nachricht. Denn jeder will wissen: Was ist passiert? Bin ich selbst betroffen? Wie kann ich mich schützen? Kann ich vielleicht Hinweise geben, die zur Aufklärung beitragen?

Oft suchen die Behörden die Zusammenarbeit mit den Medien und rufen Zeugen auf, sich zu melden. So war es auch im Fall des verklebten Geldautomaten in Daun. Die Redaktion hat richtig entschieden, die Informationen der Polizei zu veröffentlichen. Eine allgemeine Formulierung (zum Beispiel: Geldautomat zwei Tage lang außer Betrieb) hätte wohl mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Peter Reinhart, stellvertretender Chefredakteur

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