Muttertag - mit Friedhofsblumen

Muttertag spielt in der Nazizeit eine besondere Rolle. Er war gesetzlicher Feiertag seit 1933. Die Mütter brachten ja "arischen Nachwuchs" zur Welt.

Deshalb die Hochschätzung. Ich erinnere mich, dass auch meine Mutter das sogenannte "Ehrenkreuz der deutschen Mütter", kurz Mutterkreuz; erhalten hatte.
Ich war im ersten oder zweiten Schuljahr. Auch in der Schule war die Rede von diesem Tag. Unsere Lehrerin erzählte uns, dass auch der Führer die Mütter besonders ehren würde. Der Muttertag stand an. Womit sollte ich meiner Mutter zum Muttertag gratulieren? Blumen müsste ich haben, so überlegte ich. So etwas wie einen Blumenladen kannte man damals, zumal auf einem kleinen Bauernhof nicht. Blumen gab es zwar auf allen Wiesen und Feldern. Aber mein Elternhaus war direkt am Friedhof. Ja, dort gab es die schönsten Blumen.
Also marschierte ich dorthin und pflückte eine Handvoll. Und mit diesem Strauß ging ich verschämt zu meiner Mutter: "Hei, gratulier eijch Deijch zum Mutterdaach!" Mutter erkannte; woher die Blumen waren, aber sie schwieg, sie wollte ihren kleinen Jungen nicht enttäuschen.
Ich war glücklich, der Mutter an diesem Tag - doch in meinen Augen - eine große Freude gemacht zu haben.

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