Natur

Zu Artikeln und Leserbriefen über die von manchen Experten im nächsten Sommer erwartete Rückkehr des Wolfs nach Rheinland-Pfalz:

Der vermeintlich böse Wolf, eine nach wie vor streng geschützte Art, ist gerade erst wieder in Deutschland angekommen, und schon tritt die Jägerschaft auf den Plan und wirbt für erste Abschüsse. Das gibt einen tiefen Einblick in die chronisch unverstandene Seele der Waidmänner, die keine Möglichkeit auslassen, um Argumente für sich und die Fortführung ihres Tuns zu liefern. Es gibt aktuell schätzungsweise 300 Wölfe in Deutschland. In Rheinland-Pfalz wurde zuletzt 2012 ein Wolf gesehen und umgehend erlegt, natürlich aus Versehen. In ganz Europa gab es seit 1951 genau acht dokumentierte Todesfälle durch Übergriffe von Wölfen. Im Vergleich dazu geht in Deutschland keine Jagdsaison zu Ende, ohne dass das Werk der Waidmänner nicht nur Tiere zur Strecke bringt. Mindestens drei bis acht Jäger oder an der Jagd beteiligte Personen werden jedes Jahr erschossen, etliche mehr durch verirrte Kugeln und Schrotladungen zum Teil schwer verletzt. Die Jagdverbände selbst, scheinbar aus gutem Grund, führen keine offizielle Statistik über die Ungeschicke ihrer Mitglieder. Gezielte Aufklärung über das, was im Fall der Begegnung mit dem Wolf zu tun ist, wäre der Sache viel dienlicher, statt denen das Heft des Handels zu übergeben, die sich seit Jahrzehnten an der Populationsdichte des Wildschweins trotz Rekordabschüssen erfolglos aufreiben. Die zentralen Fragestellungen sind doch viel mehr: Wie verhalte ich mich, wenn es zu einem der seltenen Kontakte kommt? Welche Regeln sollte ich beachten? Was genau ist zu tun und was besser nicht? Zu all diesen Fragen gibt es mittlerweile eine Fülle von Antworten und Ratschlägen von Experten. Bei allem gebotenen Respekt ist eines festzuhalten: Wölfe sind für Menschen in der Regel nicht gefährlich. Die diffuse Grundangst vor dem bösen Wolf ist einmal mehr typisches Sinnbild einer Entfremdung vieler Menschen mit der Natur. Der Kommentar des TV-Redakteurs Rolf Seydewitz, der Wolf solle besser bleiben, wo er ist, steht exemplarisch dafür. Jochen Gorges, Mertesdorf Wer schützt einen eigentlich vor dem unerträglichen Geschreibe des Herrn Hees? Der versucht erneut, sein offenbar im Überfluss vorhandenes Wissensdefizit zum Thema Wald, Wolf, Wild und Jagd mit unsachlicher Polemik gegenüber den Jägern und der Jagd zu kompensieren. Ich empfehle ihm einen Urlaub im Wolfsland, am besten mit Hund, sowie vielen Spaziergängen in der Dämmerung, möglichst in Waldrandnähe … Michael Klink, Wittlich Deutschland ist eine Kulturlandschaft, die sich seit dem Mittelalter, als es noch Wölfe gab, sehr veränderte. In einem dicht besiedelten Gebiet wie dem unseren mit Nutztierhaltung, wenig großflächigen Wäldern und einem engen Verkehrsnetz ist kein Raum für ein Großraubtier wie den Wolf. Er hat seine Berechtigung in dünn besiedelten Flächen wie Kanada, Ostasien oder Naturschutzgebieten. Der Wolf ist nicht mehr der scheue Waldbewohner, wie uns viele glauben machen wollen, er ist Kulturfolger und vermehrt sich mangels natürlicher Feinde rasant. Seine frühere Scheu vor Menschen hat er verloren, wie Berichte zeigen. Jungwölfe kommen in die Nähe von Gehöften, streifen durch Dörfer, verfolgen Menschen mit Hunden, reißen Schafe in Gegenwart von Menschen und lassen sich nicht von ihnen vertreiben, ein Wolfsrudel umkreiste den Trecker eines Landwirts, um nur einige Beispiele zu nennen. Auf dem Speiseplan des Wolfs stehen neben Wild auch Pferde, Schafe, Kühe, Kälber und Haustiere. Weiderinder-Haltung und Mutterkuh-Haltung werden in Zukunft infrage gestellt mit allen ökologischen und ökonomischen Konsequenzen. Wolfszäune können nicht überall errichtet werden, Herdenschutzhunde sind auch keine Lösung, Wollen wir künftig Stall- und Massentierhaltung zum Schutz der Tiere vor Wolfsangriffen? Wer Massentierhaltung ablehnt, keine Mast, keine Medikamente will, sondern artgerechte Haltung und nachhaltige Nutzung, kann den Wolf nicht wollen. Wenn der Wolf nicht bejagt wird, lernt er, dass der Mensch keine Gefahr für ihn darstellt. Die Argumente pro Wolf, Autos und Wildschweine seien ebenso gefährlich, verschleiern, dass wir uns ein Großraubtier anzüchten, dem wir irgendwann nicht mehr gewachsen sind. Doris Baulig, Trier

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort