Natur

Zum Artikel "Dieses Jahr kaum Wildschäden in der Landwirtschaft" (TV vom 23. Oktober):

Vertreter der rheinland-pfälzischen Landesregierung loben in dem Artikel die Ergebnisse der eigenen Jagdpolitik. In diesem Jahr sollen kaum Wildschäden entstanden sein. Man führt diese positive Entwicklung auf die jüngste Landesjagdverordnung zurück. Diese Aussagen bedürfen aus Sicht der Jägerschaft einiger Richtigstellungen: Umweltministerin Ulrike Höfken teilt mit, dass die Zahl der Wildschweine "von 6000 Mitte der 1980er Jahre auf 80 000 im Jahr 2009 drastisch gestiegen ist". Die aufgeführten Zahlen entsprechen jedoch nicht der Wildschwein-Population - es handelt sich hierbei um die Anzahl der erlegten Schwarzkittel. Diese Jagdstrecke spiegelt die enormen, unablässigen und ehrenamtlichen Bemühungen der Jäger wider, nicht aber die Politik des grünen Umweltministeriums. Der Sozialdemokrat Marcel Hürter sieht als Ursache für die geringeren Wildschäden im aktuellen Jahr das "beherzte Anpacken der Landesregierung". Hürter spielt hierbei auf die neue Landesjagdverordnung an, die am 21. August in Kraft trat. Geringere Wildschäden sind jedoch das Resultat einer scharfen und effektiven Bejagung. So haben die rheinland-pfälzischen Jäger im Jagdjahr 2012/2013 rund 80 000 Wildschweine erlegt - in einem Zeitraum also, als die Landesjagdverordnung noch in der Planung war. Verordnungen alleine machen keine Strecke! Ministerin Höfken behauptet, das Umweltministerium habe Empfehlungen herausgegeben, die zur Verminderung von Wildschäden geführt hätten. Richtig ist, dass es kein Alleingang des Ministeriums war, sondern eine gemeinsame Initiative, an der - neben dem Ministerium - unter anderem auch der Landesjagdverband und die Bauernverbände beteiligt waren. Die grüne Umweltministerin betont in dem Bericht, dass die Gelder aus der Jagdabgabe zur Regulierung der Wildschäden nicht gekürzt worden seien. Können sie auch nicht, denn nicht die Landesregierung, sondern die Jägerschaft reguliert die Wildschäden - und zwar aus eigener Tasche! Aus Mitteln der Jagdabgabe wurden lediglich unter anderem Forschungsprojekte finanziert, die der Wildschadensverhütung dienen sollen. Fazit: Es entsteht der Eindruck, dass sich Umweltministerin Höfken mit fremden Federn schmücken will. Ob sich die zahlreichen, von der Jägerschaft als teilweise tierschutzfeindlich bezeichneten Regelungen in der neuen Landesjagdverordnung tatsächlich positiv auf die Wildtierpopulation oder die Bejagungseffektivität - und damit auch auf die Wildschadenssituation - auswirken, muss sich erst noch zeigen. Dieter Willems, Bitburg Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Weil die Landesregierung das Thema "beherzt" angepackt hat, sind die Wildschäden heuer zurückgegangen. Es waren also nicht die Jäger, die im vergangenen Jagdjahr "beherzt" die Schwarzwildbestände scharf bejagt und als Folge davon in diesem Jahr die Wildschäden reduziert haben, sondern das wurde von Mainz aus geregelt! Die Zahl der in den rheinland-pfälzischen Jagdrevieren lebenden Wildschweine lässt sich nicht zählen. Die im Volksfreund-Artikel genannten Zahlen sind die der erlegten Wildschweine. Es wäre zu schön, um wahr zu sein: Die Wildschäden werden - leider - nicht aus der Jagdabgabe beglichen, sondern die müssen die jeweiligen Jagdausübungsberechtigten (Jagdpächter) immer noch aus der eigenen Tasche bezahlen - es sei denn, im jeweiligen Jagdpachtvertrag wäre es anders geregelt. Aber auch dann, wenn die Höhe der Wildschadenserstattung gedeckelt ist, bezahlt die verbleibende Differenz die Jagdgenossenschaft und nicht das Ministerium aus der Jagdabgabe. Ein vorheriger Anruf, zum Beispiel bei der Geschäftsstelle des Landesjagdverbandes Rheinland-Pfalz, hätte dem für diesen Beitrag verantwortlichen Redakteur vor dem Schreiben seines Beitrages Klarheit verschaffen können ... Bernd Krewer, Kinderbeuern

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