NATUR

Zum Artikel "Die Wölfe können kommen" (TV vom 12. Februar):

"Die Wölfe werden kommen - und sie sind uns willkommen". So wird es von Politik und den "naturnahen" Medien verkündet. Wer zweifelt, ob Rheinland-Pfalz tatsächlich den Wölfen einen artgerechten Lebensraum bieten kann, der wird niedergemacht. Rheinland-Pfalz hat das dichteste Straßennetz aller Flächenländer. Hier leben derzeit circa vier Millionen Menschen, das sind rund 200 auf dem Quadratkilometer. Laut Behördenstatistiken wurden im Jahr 2014 im Land 370 000 Rinder, davon 40 400 Mutterkühe (also ganzjährig im Freien gehaltene Rinder, die auf ihren Weiden auch kalben) gehalten. Dazu kommen rund 63 000 Schafe. Um die Ernährung der zuwandernden Wölfe brauchen wir uns also keine Sorgen zu machen. Hat man bei der Willkommens-Euphorie vergessen, die Landwirte zu fragen, was sie davon halten? Der Wolf ist ein faszinierendes und sehr intelligentes Tier. Und er ist ein Hetzjäger - im Gegensatz zum Luchs, der ein Ansitzjäger (also ein Überraschungstäter) ist. Wer ist für die Unfälle verantwortlich, die es ganz sicher geben wird, wenn Wölfe Hirsche und Rehe oder Rinder und Schafe auf Straßen hetzen und es dort kracht? Nur in Ausnahmefällen wird der Autofahrer beweisen können, dass die Wölfe die Unfallverursacher waren - und nicht seine eigene Unaufmerksamkeit. Warum sollte der intelligente Wolf einen Hirsch oder eine Rotte Sauen ein paar Kilometer hetzen, bevor er sich daran sattfressen kann, wenn er mit geringerem Aufwand mit einem frisch gesetzten Rinderkalb auf der Mutterkuhweide seinen Hunger stillen kann. Oder mit einem Schaf, das er mit minimalem Aufwand bekommt. Auch Hunde gehören zum Nahrungsspektrum des Wolfes. Attacken auf Jagdhunde - da müssen die Jäger eben besser aufpassen. Das ist Berufsrisiko, werden uns die Wolfs-Enthusiasten entgegenhalten. Was aber, wenn bei einem Waldspaziergang ein Wolf den Pudel von Renate Künast oder den Mops von Claudia Roth totbeißt? Rheinland-Pfalz liegt weder in der Serengeti noch in den Karpaten oder in Kanada. Wir leben in einem intensiv land- und forstwirtschaftlich genutzten Land, das von einem dichten Straßennetz durchzogen ist. "Wo der Wolf jagt, wächst der Wald" - habe ich mal in einer alten Schrift gelesen. Vielleicht ist daraus die Erwartung mancher Forstkollegen zu erklären, die sehnlichst auf den Wolf warten, der bei der angestrebten Reduktion der angeblich flächendeckend überhöhten Schalenwildbestände helfen soll. Da wäre ein Erfahrungsaustausch mit den Kollegen in der Lüneburger Heide hilfreich, die schon ein paar Jahre mit den Wölfen leben. Dort haben sich als Reaktion auf die Wölfe Großrudel (beim Rotwild) gebildet, die bisweilen an die hundert Köpfe stark sind. Und wo die ihre Einstände gewählt haben, da bleibt in Bezug auf die Schälschäden kein Auge trocken. Wer ersetzt den von Wölfen getöteten Stöberhund, der bei einer Treibjagd auf Schwarzwild eingesetzt wurde? Wer den Schweißhund, der zur Abkürzung der Leiden auf die Fährte eines angefahrenen Hirsches angesetzt und dann den Wölfen zum Opfer gefallen ist, weil diese den Hirsch schon vor dem Hund gefunden hatten? Fragen über Fragen, die man klären sollte, bevor der für die Wölfe ausgelegte rote Teppich in Rheinland-Pfalz nass wird. Bernd Krewer, Kinderbeuern

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