Nebelkerzen

18,2 Prozent der Autos wiesen 2006 bei Tüv-Hauptuntersuchungen in Deutschland so große Defizite auf, dass sie die Plakette nicht erhielten. Auf den ersten Blick eine erschreckende Zahl. Aber was will uns der Tüv damit wirklich sagen?

Ist das eine Retourkutsche für die lauter werdenden Diskussionen - auch auf politischer Ebene -, die engen deutschen Tüv-Prüfintervalle zu verlängern? Soll hier eine argumentative Gegenattacke des Tüv vorbereitet werden? Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Fakt ist: Die Autos werden immer sicherer und weniger reparaturanfällig. Denn was der TV-Artikel nicht sagt, ist das Alter der 18,2 Prozent Mängelautos: zwei Jahre, vier Jahre, sechs Jahre, älter als zehn Jahre? Der straffe deutsche Tüv-Rhythmus - drei Jahre und dann alle zwei Jahre - wird schon seit längerem kritisiert. In anderen europäischen Ländern gibt es längst Antworten auf die moderneren Autos: In der Schweiz zum Beispiel ist der Tüv erst nach vier, drei und dann erst jeweils zwei Jahren fällig. Das heißt aber auch: Längere Prüfintervalle bringen dem Tüv in Deutschland auch weniger Einnahmen. Clever vom Tüv, jetzt mit dramatisierenden Artikeln Nebelkerzen in der Öffentlichkeit zu zünden, um argumentativ dafür gerüstet zu sein, dass bloß nicht am Zwei-Jahres-Rhythmus gerüttelt werden soll. So etwas ist auch eine Form der Einnahmensicherung. Patrick Haas, Bernkastel-Kues

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