Militär Nerven wie Stahlseile

Zum Artikel „Die Huftiere in Diensten der Bundeswehr“ (TV vom 30./31. Januar) schreibt Clara Zins-Grohè:

Mit großem Interesse habe ich den Artikel über 36 Maultiere und 18 Haflinger im Dienst der Bundeswehr gelesen. Kameraden und/oder Werkzeuge – als ein Stück Kulturgeschichte erinnern uns historische Einsätze an „vergessene Opfer“ der Weltkriege.

Mehr als acht Millionen Reit-, Last- und Zugtiere wurden im Ersten Weltkrieg getötet. Sie waren für die Beförderung von Mensch und Material unverzichtbar. Im Zweiten Weltkrieg gewannen die Tiere im unwegsamen Gelände der Ostfront traurige Bedeutung, überall da, wo man mit motorisierten Fortbewegungsmitteln an Grenzen stieß. Kriegseinsatz bedeutete zuerst: Tage- und nächtelange Bahnfahrten zu den Fronten. Besonders in gebirgsreichen Regionen wurden Maultiere als schwindelfreie Lastenträger geschätzt. Ohne in Panik zu verfallen, wurden sie an Lastenzügen über steile Abgründe und reißende Flüsse gehievt. Sie zeigten „Nerven wie Stahlseile“ – sogar, wenn sie in einen Stacheldrahtverhau gerieten. Sie standen regungslos und unbeweglich darauf wartend, dass die Soldaten die scharfen Drähte beseitigten. Haflinger und Maultiere waren widerstandsfähiger gegen Krankheiten und genügsamer als andere Pferderassen. Um den Nachschub an Munition, Nahrungsmittel und Wasser für die Fronttruppen sicher zu stellen, mussten die Tiere 40 bis 50 Kilometer täglich ohne Rast bewältigen. Oft handelte es sich um Gewaltmärsche von mehr als 14 Stunden mit Lasten von 60 bis 80 Kilo.

Auch in der heutigen hochtechnisierten Welt finden sich bei der Bundeswehr wichtige Einsatz-Aufgaben für diese zuverlässigen, belastbaren Tiere.

Millionen Kriegsopfer dürfen nicht vergessen werden. Solange diese Tiere auch in Friedenszeiten ihren Platz in Armeen haben, werden sie es auch nicht.

Clara Zins-Grohé, Gerolstein

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