Gesellschaft Nicht sie, nicht er, nicht es

Zur Diskussion um Rassismus und politisch korrekte Sprache schreibt Daniel Klassen:

In der deutschen Sprache haben wir es leider nicht so einfach wie im Englischen und nicht nur eine Form, die alle umfasst. Wir haben es mit drei Artikeln komplizierter, was meiner Einschätzung nach ein Grund dafür ist, dass sich nun vermehrt Menschen sprachlich diskriminiert fühlen, obwohl dies faktisch nicht der Fall ist.

Ein gehäuftes Problem sehe ich, indem bei der Debatte (eventuell unwissentlich) ignoriert wird, dass das sprachliche Geschlecht und das tatsächliche Geschlecht oftmals nichts miteinander zu tun haben.

Ein kurzes Sprichwort dazu: „Kommunikation ist nicht, was man sagt, sondern was andere verstehen.“ Immer mehr Menschen sehen sich in einer Opferrolle, versetzen sich selbst in eine solche, auch wenn sie es nicht sind.

So ist auch ein Mann eine Person (weiblich: die Person). Diesbezüglich habe ich noch nie eine Beschwerde vernommen. Ich persönlich finde es gut, wenn Frauen in der Einzahl in weiblicher Form erwähnt und angesprochen werden (fortschrittliche Entwicklung). Dabei soll aber nicht unbeachtet bleiben: Auch weibliche Personen können sprachlich vollkommen korrekt als Leserbriefschreiber, Wissenschaftler, Handwerker et cetera bezeichnet werden; denn die Endung -er beschreibt einfach eine Person (nicht sie, nicht er, nicht es), die eine Tätigkeit ausübt und dabei selbst geschlechtsneutral ist. Das greift niemanden an, ist sprachlich korrekt und nicht, wie traurigerweise immer häufiger angenommen und dargestellt, diskriminierend oder intolerant. Somit ist es ebenso korrekt „geehrte Leserbriefleser“, anstatt Leserbriefleser*innen“ oder „Leserbriefleser und Leserbriefleserinnen“ zu sagen/schreiben. Nebenbei ist das komfortabler, zeitsparend und behält den Fokus stärker am tatsächlichen Thema. Beim Versuch, gendergerecht zu formulieren, wird häufig an Redewendungen und Formulierungen herumgedeutelt, an denen es nichts zu deuteln gibt. Zu guter Letzt: Wie erkennbar ist, ob jemand andere diskriminiert, in welche Richtung auch immer, zeigt sich mehr in den Taten und den Inhalten der Texte als der Benutzung einzelner Wörter. Wörter, Begriffe und Symbole mit dem erforderlichen Respekt zu behandeln, betrachte ich als zielführender, als eben diese komplett zu verbieten mit der Hoffnung, dass intolerantes Verhalten dadurch verschwindet.

Daniel Klassen, Trier

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