Leserbrief Nicht übertreiben

Spendenfigur

Zum Bericht in der Wochenendausgabe vom 22. Dezember „Nickneger in der Dudeldorfer Pfarrkirche“ erreichte uns diese Zuschrift:

Es ist richtig, auf eventuelle rassis-
tische Aktivitäten ein Auge zu
werfen. Zu hinterfragen ist in diesem Fall aber, ob es langsam nicht übertrieben wird. Für die Bedürftigen dieser Welt soll doch mit Freude ein möglichst hoher Betrag gesammelt werden. Wichtig ist, dies schon Kleinkindern zu vermitteln und die Spendenbereitschaft fürs Erwachsenenleben zu wecken.

Keinesfalls darf es soweit kom-
men, dass eine Spende an sich bereits die Frage nach Diskrimi-
nierung aufwirft.

In meinem großen Bekanntenumfeld hat die angegriffene Figur nie und nimmer dazu hergehalten, geringwertig oder abschätzig über dieBedürftigen der Welt zu denken.
Wir haben als Kleinstkinder zu Zeiten, als man die armen Kinder Afrikas noch „Negerlein“ nennen durfte, mit Inbrunst jeden Pfennig am Munde abgespart und frohen Herzens gespendet. Man muss in dieser Sache aufpassen, dass das Kind nicht mit dem Bade ausgeschüttet wird! Genauso blöd kam es mir vor, als man plötzlich keine „Mohrenköpfe“ oder „Zigeunerschnitzel“ mehr verzehren durfte. Bei anderen Gelegenheiten wird krampfhaft nach Dachmarken gesucht. Ich halte solche dümmlichen/trotzigen Auseinandersetzungen für unnötigen Aktivismus. Wichtig in der „Nick-Neger-Frage“ ist, dass möglichst viel Geld zur spürbaren Hilfe in die Kasse kommt! Ist es heute bereits schlimm, wenn sich jemand (hier die Stellvertreterfigur) anlässlich eines Geschenkes bedankt? Jedenfalls bin ich außerordentlich
froh, in einem Land gut leben zu können, in dem es offensichtlich keine größeren Problemen zu geben scheint.

Es gäbe noch viel zu sagen. Ein

Leserbrief lässt jedoch nicht aus-
reichenden Raum.

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