Nicht wegschauen, sondern handeln

Zum Artikel "Den Blick für alle Richtungen öffnen" (TV vom 14. April):

Da sind wir wieder bei dem gleichen Thema wie schon vor einigen Jahren. Plötzlich wird (wieder) das Thema "Behinderung" aufgegriffen: "Den Behinderten eine Chance geben auf dem Arbeitsmarkt." Doch nur die wenigsten Arbeitgeber setzen dies auch in die Tat um.

Woran liegt es? Vorurteile, Hilflosigkeit oder Ahnungslosigkeit. Aber es hat sich nicht wirklich etwas verändert.

Oft ist zu beobachten, dass viele schweigen oder sich herausreden, entweder aus Feigheit oder Ich-will-nicht-damit-konfrontiert-werden. Immer wieder hört man auch Argumente, dass Kostenlawinen entstehen könnten oder auch, dass man Behinderte nicht mehr so schnell los wird, wenn man sie erst einmal eingestellt hat.

Was mich traurig, aber auch wütend macht: Es gibt viele behinderte Menschen, die sogar sehr gut ausgebildet sind, und trotzdem verwehrt man ihnen die Chance.

Beispiele gibt es dafür genug. Eine gehörlose Frau hat Psychologie studiert und bewirbt sich bei unzähligen Kliniken um eine Stelle. Doch sie wird nicht genommen. Sie hat sich später selbstständig gemacht, damit sie überhaupt in ihrem Beruf arbeiten kann. Eine Schwerhörige bewirbt sich jahrelang als Bürokauffrau und findet bis heute keine Anstellung, obwohl sie sehr gut ausgebildet ist. Eine körperbehinderte Frau bewirbt sich bei einem großen Unternehmen als Verwaltungsfachangestellte, sie bekommt die Stelle nicht. Kurze Zeit später bietet man ihr eine Stelle als Fahrerin an. Wie, bitteschön, soll das gehen, wenn sie selbst auf Fahrhilfe angewiesen ist!?

Ich kenne auch Behinderte, die ein Ingenieurstudium abgeschlossen haben. Immer wieder liest man in den Zeitungen, dass man dringend nach neuen Fachkräften sucht, von Bürokaufleuten bis hin zu Diplom-Ingenieuren.

Kümmert euch endlich um das Thema, macht den "gesunden" Menschen klar, dass das Risiko, einen Behinderten einzustellen, wirklich nicht groß ist! Man tut dabei nicht nur etwas Gutes, sondern man hat sogar noch viele Vorteile.

Seit 2001 das Behindertengleichstellungsgesetz eingeführt wurde, hat sich einiges getan, aber dennoch stoßen wir Behinderten immer noch auf viele Hindernisse.

Andrea Becker, Gillenfeld



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Nicht wegschauen, sondern handeln

Da sind wir wieder bei dem gleichen Thema wie schon vor einigen Jahren. Plötzlich wird (wieder) das Thema "Behinderung" aufgegriffen: "Den Behinderten eine Chance geben auf dem Arbeitsmarkt." Doch nur die wenigsten Arbeitgeber setzen dies auch in die Tat um. Woran liegt es? Vorurteile, Hilflosigkeit oder Ahnungslosigkeit. Aber es hat sich nicht wirklich etwas verändert. Oft ist zu beobachten, dass viele schweigen oder sich herausreden, entweder aus Feigheit oder Ich-will-nicht-damit-konfrontiert-werden. Immer wieder hört man auch Argumente, dass Kostenlawinen entstehen könnten oder auch, dass man Behinderte nicht mehr so schnell los wird, wenn man sie erst einmal eingestellt hat. Was mich traurig, aber auch wütend macht: Es gibt viele behinderte Menschen, die sogar sehr gut ausgebildet sind, und trotzdem verwehrt man ihnen die Chance. Beispiele gibt es dafür genug. Eine gehörlose Frau hat Psychologie studiert und bewirbt sich bei unzähligen Kliniken um eine Stelle. Doch sie wird nicht genommen. Sie hat sich später selbstständig gemacht, damit sie überhaupt in ihrem Beruf arbeiten kann. Eine Schwerhörige bewirbt sich jahrelang als Bürokauffrau und findet bis heute keine Anstellung, obwohl sie sehr gut ausgebildet ist. Eine körperbehinderte Frau bewirbt sich bei einem großen Unternehmen als Verwaltungsfachangestellte, sie bekommt die Stelle nicht. Kurze Zeit später bietet man ihr eine Stelle als Fahrerin an. Wie, bitteschön, soll das gehen, wenn sie selbst auf Fahrhilfe angewiesen ist!? Ich kenne auch Behinderte, die ein Ingenieurstudium abgeschlossen haben. Immer wieder liest man in den Zeitungen, dass man dringend nach neuen Fachkräften sucht, von Bürokaufleuten bis hin zu Diplom-Ingenieuren. Kümmert euch endlich um das Thema, macht den "gesunden" Menschen klar, dass das Risiko, einen Behinderten einzustellen, wirklich nicht groß ist! Man tut dabei nicht nur etwas Gutes, sondern man hat sogar noch viele Vorteile. Seit 2001 das Behindertengleichstellungsgesetz eingeführt wurde, hat sich einiges getan, aber dennoch stoßen wir Behinderten immer noch auf viele Hindernisse. Andrea Becker, Gillenfeld

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