Nur Mut, Herr Pastor!

Wir laden Sie, liebe Leserin, lieber Leser, zum Dialog ein. Sagen Sie uns Ihre Meinung! Das Motto: Leser fragen - die Chefredaktion antwortet.

Ich bitte um Verständnis für das Pseudonym, aber ich bin Pastor in Ruhe und stehe unter Schweigegebot. Sonst würde ich den Rest meines Ruhestandsgehalts auch noch einbüßen und von Hartz IV leben. Als Hans-Jürgen Tomson aus Trier zeichnet der Autor dieser Zuschrift. Er fordert von Papst Benedikt den "Mut zum Rücktritt".

Lieber Herr "Tomson",

immer wieder erreichen uns vermeintliche Leserbriefe ohne Absender (oder mit einem Fantasienamen unterschrieben) mit der Bitte um Veröffentlichung und der Zusatzbemerkung: Wegen der Brisanz des Themas oder aus Furcht vor Repressalien müsse der Schreiber unerkannt bleiben. Mag ja sein, aber solche Beiträge bringen wir im Trierischen Volksfreund nicht. Sie sind tabu, und das hat, neben den juristischen, auch ganz pragmatische Gründe.

Es ist oft schwierig bis unmöglich, die in anonymen Briefen kolportierten Behauptungen auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Daher halten wir uns strikt an die publizistischen Grundsätze des Deutschen Presserats: "Bestehen Zweifel an der Identität des Absenders, soll auf den Abdruck verzichtet werden. Die Veröffentlichung fingierter Leserbriefe ist mit der Aufgabe der Presse unvereinbar." Wer sich an der Debatte zu aktuellen Themen beteiligen möchte, ist dazu herzlich eingeladen. Nur Mut, Herr Pastor!

An Courage mangelt es Petra Grössges aus Oberkail nicht. Vor gut einer Woche schilderte sie in einem Leserbrief ("Viel Platz für Scheinheilige") ihre Erfahrungen mit der katholischen Kirche als Arbeitgeber. Dass ihr dies Kritik eintragen würde, kalkulierte sie ein. Aber da war noch mehr. Sie schreibt:

Sie können mir glauben, dass es mich viel Überwindung gekostet hat, in dieser erzkatholischen Region meine Meinung kundzutun. Entsprechend ist auch die Reaktion der Leser. Zum Glück auch in positiver Hinsicht. Was mich aber sehr schockierte, war dieser Brief, der mir ohne Absender zugesandt wurde. Ich finde das feige, da ich mich zu den Beleidigungen nicht äußern kann.

Liebe Frau Grössges,

vielen Dank für Ihre Offenheit. "Wie mutig man ist, weiß man immer erst nachher", hat der Philosoph Ludwig Marcuse einmal gesagt. Die anonymen Beschimpfungen gegen Sie drucken wir in der Zeitung selbstverständlich nicht ab. Derlei ist ungehörig, möglicherweise strafbar. Ich wiederhole den Appell an alle Leser: Seien Sie mutig!

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!

Peter Reinhart, stellvertretender Chefredakteur

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