Päpste nicht verantwortlich für das Unglück der Welt

Zum Leserbrief "Menschliche Spielereien" (TV vom 24. Dezember):

In seinem Leserbrief stellt der Verfasser einige geschichtliche Betrachtungsweisen über die katholischen Päpste an, die den historischen Fakten nicht entsprechen. Dass Papst Pius XII. untätig zusah, wie die europäischen Juden von den Nazis umgebracht wurden, hält einer historischen Prüfung nicht stand. Einige Fakten hierzu: Die israelische Außenministerin und spätere Premierministerin Golda Meir: "Wir haben einen Diener des Friedens verloren. Die Stimme des Papstes war während der Nazizeit klar, und sie verteidigte die Opfer." Die ganze Welt hat damals praktisch gefordert: "sofort heiligsprechen!" Die "New York Times" Weihnachten 1941: "Die Stimme von Pius XII. ist eine einsame Stimme im Schweigen und in der Dunkelheit, welche Europa … umfangen. Er ist so ziemlich der einzige Regierende auf dem europäischen Kontinent, der es überhaupt wagt, seine Stimme zu erheben."

Der Einsatz von Pius XII. wird besonders von der deutsch-jüdische Bibelwissenschafterin Ruth Lapide gestützt: Als Gesamtzahl der durch die vatikanische Diplomatie von 1939 bis 1945 geretteten Juden habe ihr verstorbener Mann Pinchas Lapide mittels der ,Land-für-Land'-Recherche 800 000 ermittelt.

Dem polnischen Papst Johannes Paul II. vorzuwerfen, er habe es mitzuverschulden, dass so viele Menschen durch Aids-Erkrankungen starben, ist eine Ungeheuerlichkeit. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass Herr Berens den Päpsten die Schuld für alles Unglück der Welt zuschieben möchte. Es wäre an der Zeit, dass wir uns mit der Geschichte der Kirchen in Deutschland im 20. Jahrhundert auseinandersetzen anstatt dem Zeitgeist hinterherzulaufen.

Johannes Igel, Morbach

katholische Kirche

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