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Zum Artikel "Mehr als nur die alte Tante" (TV vom 23. Mai):

Danke für den Bericht über die Mainzer Feier "150 Jahre SPD". Die SPD hat damit am historischen Ort Ferdinand Lassalles gedacht, der genau vor 150 Jahren, am 20. Mai 1863, im Frankfurter Hof dazu aufrief, eine Arbeiterpartei zu gründen. Das geschah dann auch drei Tage später am 23. Mai 1863 in Leipzig, und die SPD war geboren. Mich überrascht, was die Ministerpräsidentin Malu Dreyer über Lassalle sagte: Sie sei froh, dass die SPD heute nicht mehr der schenkelklopfende Arbeiterverein des charismatischen Casanovas Lassalles sei, der im Duell um eine Frau sein Leben verloren habe. Frau Dreyer irrt jedoch, wenn sie Lassalle als Casanova bezeichnet. Lassalle hat sich immer für die Selbstbestimmung der Frauen eingesetzt, auch im konkreten Fall: Einmal hat er einer Frau geholfen, ihre Zwangsheirat für nichtig erklären zu lassen, das andere Mal hat er dagegen protestiert, dass eine 21-jährige Frau nicht den Mann ihrer Wahl heiraten durfte. Dabei ist er so weit gegangen, sich mit dem Mann zu duellieren, den der Vater der Frau für sie ausersehen hatte. Lassalle war also kein Frauenbetrüger, kein Casanova, sondern im Gegenteil ein Verfechter der Frauenrechte und ein Förderer der Emanzipation. In seinem Brief an Arnold Mendelssohn vom September 1845 nennt Lassalle Casanova sogar ein "frivoles Subjekt" und betont: "Ich bin kein Casanova." Ich hätte mir gerade am Gedenktag Lassalles mehr Respekt vor diesem großen Deutschen jüdischer Herkunft gewünscht. Soonim Shin, Mainz

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