Peinlich für Triers Ruf

Theater

Zu unserem Artikel "Der Wunschkandidat steht fest" (TV vom 1. Juni):
Ein weiteres Mal dringen vor der eigentlichen Entscheidung Indiskretionen und Namen an die Öffentlichkeit. Das letzte Mal gab es dies im Zusammenhang des Kulturdezernenten, jetzt für den möglichen neuen Intendanten des städtischen Theaters. Und das, bevor die Tinte auf dem Vertrag trocken und dieser unterschrieben ist.
Die am Auswahl- und Ernennungsverfahren beteiligten Personen und Gremien stellen sich aber ein bescheidenes Zeugnis aus, wenn man noch vor der endgültigen Zusage Namen der örtlichen Zeitung zuspielt. In der Regel tun dies Politiker nicht selbstlos, weil Medienmenschen nette Zeitgenossen sind, sondern weil man sich davon persönliche Vorteile in der Behandlung durch die Medien verspricht, man von eigenen Defiziten ablenken will oder sich einen Vorteil für sich persönlich oder der eigenen Partei verspricht. Gerade im Vorfeld der Bundestagswahl.
Auch die öffentlich gemachten Bewerber gehen aus einem solchen Verfahren beschädigt hervor. Bestes Beispiel ist die Kandidatensuche für den jüngsten Bundespräsidenten.
Mehrere potenzielle Bewerber und Bewerberinnen zogen ihre Kandidatur genau aus dem Grund zurück. Am Ende bleibt für Trier durch solche unnötige Taktiererei eine zweite und dritte Wahl für den Intendanten. Ich wünsche mir für Trier aber die "Creme de la Creme". Und nicht "Rudis Resterampe".
Welcher Arbeitgeber will aus dem Internet oder der Zeitung und nicht vom Mitarbeiter selbst erfahren, dass er den Arbeitgeber wechselt und Intendant in Trier werden will?! Oder man sich beworben hat, aber nicht genommen wurde.
Trier ist bei der verfahrenen Kulturpolitik am Stadttheater nicht in der komfortablen Lage, aus dem Vollen schöpfen zu können. Trier kann sich glücklich schätzen, nach der bundesweit thematisierten Besetzung der Intendantenstelle am Stadttheater durch Sibelius und dessen Mobbing überhaupt eine solche Fülle von Bewerbungen bekommen zu haben. Und wer weiß, vielleicht zieht der aktuelle Favorit aufgrund der indiskreten Gremien seine Kandidatur genau deswegen zurück, weil er in Trier nicht mit Personen zusammenarbeiten will, die noch vor Vertragsschluss sich nicht an Vertraulichkeit und Geheimhaltungsregeln hielten und einem dadurch in den Rücken fallen. Und man dies in den nächsten Jahren immer wieder befürchten muss.
Damit haben die Akteure weder Trier bundesweit, noch der Demokratie oder einer egoistisch interpretierten Pressefreiheit einen Gefallen getan.
Hanns-Wilhelm Grobe
Trier

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