Leserbrief Politik gefährdet landwirtschaftliche Tierhaltung in Rheinland-Pfalz

Landwirtschaft

Zum Artikel „Warum der Joghurt teurer werden könnte“ (TV vom 5. Juli):

Zur Aussage von Manfred Zelder im genannten Artikel zu den stetig wachsenden Anforderungen in Sachen Bürokratie passt die Nachricht, dass der Bundesrat Beschlüsse gefasst hat, die den landwirtschaftlichen Tierhaltern in Rheinland-Pfalz die Zornesröte ins Gesicht treiben. So sollen Tiere bei Außentemperaturen über 30 Grad Celsius nur noch maximal 4,5 Stunden lang transportiert werden dürfen — unabhängig davon, ob die Luft im Fahrzeug gekühlt ist oder nicht. Rheinland-Pfalz ist ein mit Nutztieren dünn besiedeltes Gebiet – so wie von Politik und Gesellschaft oft gefordert. Dass mit der neuen Verordnung Tiertransporte in solchen Regionen unmöglich gemacht werden, wird von der Politik ignoriert.

Die Betriebe, zwischen denen Tiere notwendigerweise transportiert werden müssen, und die Schlachtbetriebe liegen in Rheinland-Pfalz so weit auseinander, dass sie in weniger als 4,5 Stunden nicht zu erreichen sind. Das gilt für Rinder- und Schweinehalter.

Kälber sollen zukünftig nur noch mit über 28 Tage Alter transportiert werden dürfen, nicht wie bisher über 14 Tage. Eine nachvollziehbare fachliche Begründung für diese Maßnahme seitens der politischen Entscheider fehlt aber. Stattdessen führt sie dazu, dass Kälber länger im Ursprungsbetrieb stehen bleiben müssen. Das zieht zusätzliche Investitionen in Stalleinrichtungen und höhere Ausgaben für Personal, Futter und Pflegeaufwand, nach sich — Geld, das in den rheinland-pfälzischen Betrieben nicht vorhanden ist. Die Preissituation im Fleisch- und Milchsektor gibt schon seit langem keine nennenswerten Gewinne mehr her.

Rindviehhalter nicht nur in Rheinland-Pfalz haben zunehmend Probleme, für ihre Kälber einen angemessenen Preis zu erzielen. Die wenigen Abnehmer, die noch Kälber kaufen, wollen großen Teils möglichst junge, noch unter 14 Tage alt. Dieser Markt wird durch die Politik jetzt auch noch zunichte gemacht.Die landwirtschaftliche Tierhaltung in Rheinland-Pfalz ist überwiegend kleinstrukturiert und geprägt von bäuerlichen Familien, die ihre Tierhaltung mit Engagement und Liebe zum Tier betreiben – genau das, was Gesellschaft und Politik oft fordern. Die oben beschriebenen Verschärfungen machen genau diese Form der Tierhaltung systematisch kaputt. Mit solchen Maßnahmen wird es landwirtschaftliche Tierhaltung in Rheinland-Pfalz bald nicht mehr geben.

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