Politik

Zur Berichterstattung über den Parteienstreit um die soziale Spaltung der Gesellschaft (TV vom 29. Februar):

In der aktuellen Diskussion um die Verteilung von Milliarden Euro möchte ich unsere Politiker unbedingt daran erinnern, dass es doch viele vergessene Bürger in unserem Lande gibt, die keine Lobby und keine Fürsprecher haben. Es handelt sich um alte und kranke Menschen, die nach dem Krieg unser Land materiell und gesellschaftlich wieder aufgebaut haben und nun wegen Alter und Gebrechlichkeit im Heim untergebracht sind. Berufsbedingt lernte ich diese Situation der altgewordenen Bürger in Heimen kennen. Bewohner, die bei dem bekannt geringen Rentenniveau der Deutschen Rentensicherung kein eigenes Geld mehr zur Verfügung haben, erhalten vom Staat seit dem 1. Januar ein monatliches "Taschengeld" von 109,08 Euro - zwei Euro (!) mehr als vorher. Es bedeutet einen Kraftakt, dieses Geld so sparsam auszugeben, dass es für das Nötigste reicht. Von diesen 109,08 Euro müssen finanziert werden: alle Körperpflegeartikel, die Zuzahlung für ärztliche Verordnungen, Friseurbesuche, Fußpflege, Brillengläser, Schuhe, Unterwäsche, ärztliche Verordnungen auf "Grünem Rezept", Nahrungsergänzungsmittel, gegebenenfalls Zigaretten, Telefonkosten und sämtliche persönliche Ausgaben. Zum Vergleich haben sich unsere Bundestagsabgeordneten vor einem Jahr eine Diätenerhöhung um zehn Prozent und eine weitere Erhöhung um 250 Euro monatlich ab 1. Juli genehmigt. Solches wird parteiübergreifend durchgewinkt. Wenn Sigmar Gabriel in Anbetracht der Wahlen glaubt, seinem schlechten Gewissen ob der offenbar vergessenen eigenen Bürger mit verbalen Bekundungen abhelfen zu können, so ist dies nur allzu leicht als taktisches Manöver gegen Stimmenschwund zu erkennen. Da wir zurzeit das höchste Steuereinkommen der Geschichte verzeichnen, erscheint es umso unwürdiger, dass unsere Alten mit diesem Taschengeld abgespeist werden. Renate Dixius, Kordel

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