Politik

Leserbrief zum Artikel "Frust im Dienst: Polizisten tragen ihren Protest auf die Straße" (TV vom 18. Februar):

Notruf Polizei oder Polizei in Not? Ja, es herrscht Alarmstimmung bei der Polizei in Rheinland-Pfalz. Als altgedienter Polizist und Gewerkschaftsmitglied kann ich die Aussagen der GdP-Funktionäre voll und ganz unterstreichen. Polizist war mein Traumberuf. Nun sehne ich meinen Ruhestand herbei. Leider kein Einzelfall. Ein Flugblatt der Gewerkschaft der Polizei, Kreisgruppe Trier, Januar 2016, nennt die Gründe: "Wir erinnern uns an die einprozentigen Gehaltserhöhungen pro Jahr im Rahmen der ,Schuldenbremse' oder an die Erhöhung der ,Erschwerniszulage' um 0,13 Euro, 0,23 Euro und 0,37 Euro pro Stunde. Ist das die Wertschätzung der Landesregierung für uns? Den politisch Verantwortlichen im Land sagen wir ... Danke, für ... die seit Jahren nicht fertiggestellten Baumaßnahmen, die Abkoppelung von der allgemeinen Tarifentwicklung, die Kürzungen und Zuzahlungen bei der Beihilfe, die Kürzung des Weihnachtsgeldes, den Wegfall des Urlaubsgeldes und des Kleidergeldes, die seit Jahren andauernde Personalmisere ..." Wie wohltuend klingen da die Worte unseres Sozialberaters beim Polizeipräsidium Trier zum Jahresende: "Vielen Dank an alle, die mir in den letzten 20 Jahren mit Achtung und Wertschätzung begegnet sind, mich unterstützt und begleitet haben. Gehen Sie bitte wertschätzend mit sich selber und Ihren Mitmenschen um. Es macht das Leben und Miteinander leichter." Der Umgang der politisch Verantwortlichen mit der Polizei ist verbesserungsbedürftig. Die Polizei darf nicht zum Spielball der Politik werden. Hoffentlich wird der Hilfeschrei meiner Polizeigewerkschaft in Mainz wahrgenommen. Die Sicherheit der Bürger steht an erster Stelle. Hierzu bedarf es einer bürgernahen, funktionierenden Polizei, die personell, materiell und finanziell dauerhaft in der Lage ist, ihre Kernaufgaben erfüllen zu können. Eckhard Otto, Zemmer, Ortsteil Daufenbach Halt, nun ist es genug! Was denkt Ihr euch denn eigentlich in Mainz? Wir brauchen eine funktionierende, personell und materiell gut ausgestattete und aufgestellte Polizei. Unsere Polizisten sind keine x-beliebige Sache, die man vor sich herschiebt, nach Belieben kürzt oder auflöst, sondern ein elementarer Bestandteil unseres demokratischen Gemeinwesens. Ihr dort in Euren fernen, gläsernen Burgen in Mainz und anderen Landeshauptstädten, lasst bloß die Finger weg von der Polizei. Ihr habt genug gestrichen, gespart, dem Nachwuchs alles verleidet, was wollt ihr denn noch kaputtmachen? Ihr habt Hunderte von Millionen Euro in den Sand gesetzt, sich jetzt rausreden mit "Priorisieren, orientierte Strukturen schaffen und Personal umschichten" bedeutet nichts weniger als das Eingeständnis der eigenen Fehler und Versäumnisse. Was wollt Ihr denn noch, schafft Ihr noch so eine Art von "Polizist auf Abruf oder Reservepolizist" an, vielleicht habt Ihr noch eine andere Variante, im Rausreden seit Ihr ja geübt. Dies lasst bloß sein, das Maß ist voll! Unsere Polizei muss wieder in die Lage versetzt werden, ihre ursprünglichen Aufgaben zu erfüllen, und dazu gehört, dass sie wieder eine Perspektive hat, für junge Leute attraktiv ist, ordentlich bezahlt und ausgerüstet wird. Mit dem derzeitigen Personalbestand ist dies keinesfalls zu bewältigen. Josef Käser, Kradenbach Die Situation ist treffend beschrieben. Ich habe das viele Jahre selbst mitgemacht. Ständiger Dienst, kaum noch Erholung, weil ein Einsatz auf den anderen folgt oder einfach die Dienststärke, für den Alltagsdienst, nicht mehr ausreicht und man auch an den eigentlich freien Tagen einspringen muss. 36 Jahre Schichtdienst haben ihre Spuren hinterlassen. Irgendwann war Schlafen kaum noch möglich, selbst Tabletten haben nicht mehr geholfen. Eine Kur reparierte das Notwendigste. Wenigstens mal in einer Übergangszeit eine adäquate Arbeit außerhalb des Schichtdienstes verrichten? Nachfragen, telefonieren, die Antwort darauf fehlt auch heute noch, fünf Jahre später. Also nochmals Schichtdienst und der naive Glaube, das wird sich alles wieder einrenken. Jetzt schon zwei Jahre in Pension, aber an einen regelmäßigen Schlaf ist immer noch nicht zu denken. Zum Glück bin ich körperlich gesund und fit geblieben, dieses Glück haben viele Kollegen nicht. Dabei war es für unsere Generation noch einigermaßen erträglich. Die Personalnot, die ständigen Unterbrechungen der Erholungsphasen, das war in den ersten Dienstjahren kaum ein Thema. Die jungen Leute, die in den vergangenen Jahren den Polizeidienst begonnen haben, kann man nur bedauern. Vom ersten Tag an sind sie diesen Belastungen ausgesetzt. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusehen, dass die meisten diese Strapazen nicht bis zu ihrer Pensionierung durchhalten werden. Wolfgang Faber, Kröv

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