Politik

Zum Leserbrief "Auf Nimmerwiedersehen" (TV vom 16./17. Juli):

Grexit oder Brexit? Warum behält man den einen mit aller Macht und wider jede wirtschaftliche Vernunft und lässt den anderen einfach gehen? Griechenland mit seinen 360 Milliarden Euro Schulden gibt man unendlich Zeit zur Tilgung bis 2040 oder länger mit einem Zinssatz weit unter der Marktnorm, wohl wissend, dass dieses Land weder die politische Kultur noch die Wirtschaftskraft besitzt, um konstruktiv an der Gemeinschaftswährung teilzunehmen. Dieses zuzugeben, würde natürlich bedeuten, den deutschen Bürgern beispielsweise bei einem Grexit vor der Bundestagswahl zu sagen, dass Deutschland den Löwenanteil aus den Verlusten der drei Rettungspakete von 2010, 2012 und 2015 tragen müsste (dieses betont zu Recht Herr Mallmann.) Großbritannien mit seinen ganzen Macken eines Inselvolkes ist ein positiver Faktor in der EU gewesen. Es stellt 15 Prozent der EU-Wirtschaftsleistung und ist ein wertvoller Handelspartner, arbeitet konstruktiv bei der Weiterentwicklung des Binnenmarktes mit, löst seine Probleme alleine und seine fähige Verwaltung setzt - mit der Faust in der Tasche - jede neue Regelung aus Brüssel um. Es ist wahr, dass Bevölkerung und Politik in Großbritannien lange wegen der EU gespalten waren und Cameron, im Versuch, dies im Handstreich zu überwinden, hoch gepokert und verloren hat, aber Merkels vollkommen verfehlte Politik der offenen Tür (siehe Herr Mallmann), die sie versuchte zur europäischer Pflichtpolitik zu machen, und die Fehler und Gefahren der Euro-Politik waren eine hervorragende Grundlage für die skrupellose Brexit-Agitation. Während der 40 Jahre in der EU (und hier muss ich Herr Mallmann widersprechen) ist die Bevölkerung Großbritanniens um zehn Millionen gewachsen, während die Bundesrepublik hofft, den Schwund mit Migration irgendwie auszugleichen. Die Einwanderung nach Großbritannien war gegen die starre EU-Politik der unkontrollierten Freizügigkeit nicht zu ändern und setzte vielerorts soziale Dienste, Schulen und den Wohnungsmarkt erheblich unter Druck. Ein gefundenes Fressen für Johnson & Co, die den ärmeren Menschen sagten, sie sollten die "Kontrolle" über das Land zurückbekommen. Hinzu kam, dass viele junge Europa-Anhänger, die lieber twitterten als ernsthaft wählten, sich mit dem Austritt betrogen sehen. Und das sind sie auch durch eine Menge Fehler diesseits und jenseits des Ärmelkanals. Die neue Premier-Ministerin May steht vor einer Herkules-Aufgabe. Peter Oldfield, Mertesdorf

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