Politik

Zur Berichterstattung über die Wahl des US-Präsidenten und die Konsequenzen diese Meinungen:

Ist der Trump-Wähler das unbekannte Wesen? Die siegreichen Wähler in den USA sind nicht die Mitbürger, wie man sie sich wünscht: aufgeschlossen für die Buntheit der Welt und mit der Einsicht, dass alle Menschen gleiche Rechte haben. Wir wundern uns besonders deshalb, weil es US-Bürger sind, die eigentlich in einer liberalen und demokratischen Zivilgesellschaft aufgewachsen sind und trotzdem den Scharfmacher Donald Trump gewählt haben. Es gibt offensichtlich zwei bedeutsame Gründe dafür: Einerseits scheinen sehr viele Menschen vor allem anderen geprägt zu sein von dem Prinzip der Rücksichtslosigkeit, das im gegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzsystem ja knallhart und sogar oft betrügerisch im Verborgenen herrscht. Andererseits lehnen sehr viele Menschen einfach trotzig die Werte einer offenen Gesellschaft und ein paar dazugehörige Pflichten wie Steuern zahlen, Umweltschutz und gegenseitigen Respekt ab. So erklärt es sich, dass viel zu viele Wähler einem einfachen Impuls gefolgt sind und statt auf gerechten Ausgleich oft auf plumpen Nationalismus und Egoismus gesetzt haben! Helmut Winkelvoss, Trier Wer nach der Trump-Wahl glaubte, im falschen Film zu sein, sollte sich darüber klar werden, dass Ähnliches auch in Europa geschehen kann. In Ungarn und Polen sind Rechtspopulisten schon an der Macht; in Holland und Frankreich droht Ähnliches. Trumps Erfolg basiert auf der Wut seiner Klientel, dem Gefühl, vernachlässigt zu sein, nicht mehr dazuzugehören. Dieses Gefühl ist nicht der Fantasie oder Verblendung entsprungen, sondern hat Wurzeln in realen Zuständen (siehe zum Beispiel Rust-Belt). Trumps Wähler sind nicht unbedingt arm, sorgen sich aber um ihre materiellen und immateriellen Freiräume für die Gestaltung ihres Lebens. Irrational ist es, dass sie auf seine Scheinlösungen hereinfallen, nicht irreal ist ihr Alleingelassen-Gefühl. Deshalb ist ihr Protest gegen das "System" angebracht. Hillary Clintons unterlegener Bewerber Bernie Sanders hat versucht, Lösungen anzubieten. Diese Lösungsversuche ebenso wie den Trumpismus, Lepenismus oder Orbánismus als Populismus zu bezeichnen verkennt, dass es sowohl zum "System" als auch zum Rechtspopulismus demokratische Alternativen gibt. Die Nationalpopulisten bezeichnen sich als "Volk", sind aber ein ganz spezielles Völkchen. Für sie ist das Volk eine gleichförmige Masse, die alles Dynamische und Vielfältige negiert. Wer sich nicht ein- oder unterordnet, bekommt ihren ausgrenzenden Fanatismus zu spüren, der nicht nur die Opfer, sondern auch eine offene, demokratische Gesellschaft bekämpft. Trump ist ein solcher Populist, seine rassistische Ausgrenzung bezeichnet das exakte Gegenteil eines inklusiven, demokratischen Begriffs von "Volk". Nicht jeder, der Systemkritik übt, sich dem politischen Begriff des "Alternativlosen" widersetzt oder sich auf Interessen des Volkes beruft, ist ein Populist. Gegenüber linken Gruppen wie Podemos in Spanien unterscheiden sich echte Populisten durch ihre Grundannahme, die da lautet: "Wer gegen mich ist, gehört nicht dazu." Es kommt nun darauf an, sich diesem ausgrenzenden, ja elitären Volksbegriff zu widersetzen und den Alleingelassenen durch eine soziale, nicht-neoliberale Wirtschafts- und Fiskalpolitik eine menschenwürdige Lebensgestaltung in unserer demokratischen Gesellschaft zu ermöglichen. Norbert Bogerts, Welschbillig Wenn die Wahl in Amerika nach Stimmenmehrheit entschieden worden wäre, dann hätte Hillary Clinton mit 23o ooo Stimmen mehr gewonnen. Das gültige Wahlsystem sieht es jedoch anders vor, dies muss man einfach akzeptieren. Das Schlimme an Trump ist, dass man nicht einfach kalkulieren kann, was in der nächsten Stunde kommt. Scheinbar brüllt er nur nach außen, was seine Berater - die eigentlich die Gefahr darstellen - ihm vorsagen. Diese Berater wollen die Welt verändern, und zwar um jeden Preis. Dies kann für alle auf der Welt mehr als gefährlich werden. Überall werden Lunten gelegt, und es braucht nur ein Verrückter irgendwo diese Lunte anzuzünden, und der Dritte Weltkrieg ist da. Und was passiert in Deutschland? Wenn unsere Politiker wieder für Ruhe und Gelassenheit sorgen möchten, dann ist es höchste Zeit, die Probleme anzupacken, andernfalls werden sie von den Menschen überrollt. Man kann nicht einfach sagen: Wir sind ein Volk! Wenn die Probleme - Verschwendung von Steuergeld, Fehlinvestitionen, niedrige Renten und viele andere - nicht angepackt werden, gibt es ein böses Erwachen. Viele Menschen haben nichts zu verlieren und geben der Politik auch nicht unbeschränkt Zeit, dies zu verändern. Ob die AfD dies alles umkrempeln kann oder will, spielt jetzt keine Rolle. Die Menschen wollen einfach mehr Gerechtigkeit. Deutschland, Europa und die ganze Welt sind in Gefahr. Wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist und ertrunken, dann kommen Wiederbelebungsversuche zu spät. Jetzt wäre es wirklich an der Zeit, den Hebel umzulegen, ehe es knallt! Josef Bach, Birresborn Die Wahl in Amerika hat weltweit fassungsloses Staunen ausgelöst. Viele vom Wohlstand abgehängte Wähler sahen für sich anscheinend nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Einerseits wollten sie den Etablierten einen Denkzettel verpassen und andererseits ein Experiment mit ungewissem Ausgang eingehen. Denn eines hat Trump mit den rechten Parteien in Europa gemein, nämlich große Parolen, einfache Lösungen und kein Programm! Nun sollten unsere altetablierten Parteien daraus nicht den Schluss ziehen, ihre in wichtigen gesellschaftspolitischen Bereichen unsoziale und das Großkapital und Großbanken begünstigende Politik einfach so weiterzuführen. Der soziale Friede und der Zusammenhalt einer Gesellschaft sind Grundpfeiler einer funktionierenden Demokratie: Grenzenloser Freihandel auch auf Kosten der Entwicklungs- und Schwellenländer, hemmungslose Umweltzerstörung, Ausbeutung und Versiegelung der Natur sowie ungehemmtes globales Wachstum sind der Stoff, aus dem weltweite Konflikte und Kriege entstehen. Hoffentlich werden die deutlichen Signale noch rechtzeitig wahrgenommen! Alfred Hauer, Niederweiler

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