Politik

Zur Berichterstattung über den Verzicht von Ministerpräsidentin Malu Dreyer auf ihr Landtagsmandat und zum Kommentar "Kein guter Stil" (TV vom 9. Juni) diese Meinungen:

Die Kritik an Malu Dreyer ist nicht nur inhaltlich und verbal völlig überzogen, sondern sie geht - bei genauerem Nachdenken - auch an der Sache vorbei. Es war selbstverständlich zu erwarten, dass die Opposition die Entscheidung Dreyers wolfsrudelheulend zum Anlass nimmt, sich mit brachialem Vokabular wie "Verrat" und "Betrug" lauthals zu empören. Es ist somit offenkundig, dass das katastrophale Wahlergebnis der CDU noch immer gewaltig am eigenen Ego nagt. Dies führt wohl auch zur kollektiven Verdrängung der Tatsache, dass Dreyer im Wahlkampf nicht zwingend mit dem Auftrag des Wählers, das Land Rheinland-Pfalz erneut als Ministerpräsidentin regieren zu dürfen, rechnen konnte. Daher war es nur folgerichtig, dass Malu Dreyer in ihrem Wahlkreis kandidiert hat. Es ist weiterhin überhaupt nicht zu beanstanden, dass sie ihre Energie vornehmlich auf das Amt der Ministerpräsidentin konzentrieren möchte und ihren Wahlkreis somit nun Sven Teuber anvertraut, einem Mann, der sich als verlässlicher und engagierter Politiker in der Stadt parteiübergreifend einen Namen gemacht hat. Es erschließt sich mir nicht, was an der Trennung des Regierungsamts vom Landtagsmandat schlecht sein soll? Vielleicht weil dieses Beispiel für die CDU unerwünschte Schule machen könnte? Ohne darüber spekulieren zu wollen, sollte es jedem Demokraten nur entgegenkommen, dass die Stadt Trier künftig nicht nur durch den AfD-Abgeordneten Frisch, sondern auch von SPD-Mann Teuber im Landtag vertreten wird. Zudem liegt Malu Dreyer ihre Wahlheimatstadt unverändert am Herzen und wird in ihrem Engagement nun künftig vom Abgeordneten Teuber tatkräftig unterstützt. Fest steht für mich jedenfalls: Wer die Vorteile der Entscheidung Dreyers für das Land Rheinland-Pfalz im Allgemeinen und für die Stadt Trier im Besonderen nicht sieht, ist entweder blind, oder er liebt weder das Land noch die Stadt Trier. Jörg Brockhoff, Trier Maju, Malu Dreyer! Wir Trie rer erleben augenscheinlich nun die Kür einer als Sozialpolitikerin häufig geschätzten Ministerpräsidentin, wenn sie verdiente Parteisoldaten wie Sven Teuber mangels beruflicher Perspektiven über ein Landtagsmandat alimentiert. Unter Kurfürst Beck hat sie es gelernt, nun zeigt Prinzessin Dreyer, wie man es im eigenen Wahlkreis macht. Besonders da es bei der SPD außer Oberbürgermeister Leibe an qualifiziertem Bodenpersonal fehlt. Nicht nur im Bund oder im Land, sondern besonders auch in Trier fehlt es bei der SPD an Köpfen, die ihre politische Gestaltungsfähigkeit aus einem erfüllten Berufsleben schöpfen. Erinnern wir uns: Mit dem OB-Vorgänger Jensen wurde von Malu Dreyer schon mal ein Kandidat durchgebracht, der völlig blass einen Stuhl besetzte und dann spurenlos wieder verschwand. So setzt sich das Trauerspiel der letzten Legislaturperioden nun fort. Das ist nicht nur schlechter politischer Stil, das ist gar keiner. Es ist schade, dass Frau Klöckner im Strudel der AfD-Propaganda bei der letzten Wahl unterging und keinen besseren politischen Stil unter Beweis stellen durfte. So müssen wir uns mit einer Notlösung Dreyer arrangieren, die zwar nett ist und wunderbar alle Krisen weglächelt, aber halt nicht mehr. Das rheinland-pfälzische Schiff geistert angeschlagen und führungsschwach durch schwere See. Das Verramschen der Flughäfen und des Nürburgrings hätten BWL-Studenten im vierten Semester besser hinbekommen. Trotzdem muss man konstatieren, dass die meisten Bürger konkrete politische Inhalte oder Gesamtentwürfe nicht wirklich jucken. AfD-Sprüche polarisieren, und nette Politiker mit Volksnähe erzeugen wahlentscheidend Vertrauen in inhaltsleere Politik. Politikverdrossenheit entwickelt sich auch aus mangelnder Bereitschaft, sich mit politischen Inhalten auseinanderzusetzen und aufzumucken, wenn Politik zum Selbstbedienungsladen wird oder von Inkompetenz durchseucht ist. Und aus dieser passiven Starre der wohlstandslahmen Bürger erklimmen die Protagonisten der SPD ihre Gipfel. Joachim Molz, Trier Die Interpretation von Bernd Wientjes wundert mich sehr. Die Fakten: Malu Dreyer, gewählte Ministerpräsidentin, gibt ihr Direktmandat an ihren B-Kandidaten Sven Teuber ab. Nun steht der Nachrücker namentlich auf dem Wahlzettel und ist den Wählern durch seine jahrelange konstruktive Arbeit im Stadtrat sowie seinen großen Einsatz im Wahlkampf bestens bekannt. Jetzt haben wir also zwei Trierer im Landtag. Die eine ist die Ministerpräsidentin. Der zweite der nachgerückte Mandatsträger. Für mich ergeben sich aus dieser Konstellation für die zukünftige Zusammenarbeit zwischen Trier und Mainz durchweg positive Effekte. Oder? Der Aufschrei der Entrüstung geht von denjenigen aus, die ohnehin nicht SPD gewählt haben. Und von Herrn Wientjes. Die Kritik ist unsachlich und entbehrt jeder Grundlage, der Tenor: Malu Dreyer hätte ja gar nicht antreten müssen, wenn sie ... ja, wenn was? "Erst in den vergangenen Tagen habe sie die Entscheidung getroffen, sagte Dreyer im Gespräch mit unserer Zeitung." Wenn die Trie rer CDU und Herr Wientjes sie vor dem 13. März in ihre Glaskugel zwecks Zukunftsblicks hätten gucken lassen? Diese spekulative Schelte ist unseriös und verklärt etwas eigentlich sehr Gutes für unsere Region zu etwas mit Geschmäckle. Ich bin froh, nun noch stärker in Mainz vertreten zu sein. Sylvia Mayer-Stenzel, Trier Malu Dreyer wurde in Trier mit großer Mehrheit gewählt, obwohl - oder gerade weil - die Bürger wussten, dass sie im Falle des Wahlsieges als Ministerpräsidentin stark beansprucht würde und daher nur wenig Zeit für den Wahlkreis hätte. Von "Wählertäuschung" kann also keine Rede sein. Im Gegenteil ist es ein kluger Schachzug, Sven Teuber nachzunominieren; er kann sich nun voll für Trier engagieren, während Malu Dreyer sich voll für Rheinland-Pfalz und Trier einsetzt. Das heißt: Trier gewinnt! Andreas C. Lazar, Trier

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