Leserbrief Politiker sollten sich sehr genau überlegen, wohin sie ihre Soldaten senden

Afghanistan

Zu den Artikeln „Was nach 20 Jahren Afghanistan-Einsatz bleibt“ (TV vom 1. September),  „USA und Deutschland misstrauen Taliban-Regierung zutiefst“ (TV vom 9. September), „Keine diplomatische Aufwertung der Taliban“ (TV vom 9. September) sowie zahlreichen anderen Artikeln und Leserbriefen zu diesem Thema:


Der Mensch ist angeblich eingebunden in einen immerwährenden Lern- und Entwicklungsprozess — also eigentlich alle Menschen. Oder gilt das nicht auch für Politiker? Die Bilder der sogenannte Evakuierung aus Kabul erinnern an die Einleitung der „Operation Frequent Wind“ in Vietnam Ende April 1975. 

Aber auch an den inzwischen verstorbenen Journalisten Peter Scholl-Latour sollten wir denken. Denn seine Afghanistan-Prophezeiungen haben sich erfüllt.

Wenn ich höre, dass sich angeblich niemand vorstellen konnte, dass die Taliban so schnell in Kabul sein würden, dann müsste ich, wenn es nicht so traurig wäre, laut lachen. Die Taliban waren doch nie weg von Kabul. Dem Bundesnachrichtendienst (BND) hätte jedes afghanische Kind in Deutschland erklären können, was passiert, wenn die US-Soldaten aus Afghanistan und weitere Soldaten andere Länder dann auch abziehen.

Ich habe Afghanistan in den 1970er Jahren kennengelernt. Das war, bevor russische Soldaten dort einmarschierten.

Warum gehen fremde Soldaten dahin? Weil ein Potentat um Hilfe schreit? Afghanistan war immer ein unruhiges Land. Stammeskämpfe ohne Ende.

Eine Regierung folgte der nächsten. Wenn irgendjemand behauptet, er wüsste, welche Regierung in welchem Land nötig wäre, für was auch immer, dann lügt er.

Worum ging es denn in Korea, in Vietnam, worum geht es im sogenannten Nahen Osten, im Irak, im Iran oder in Mali – um einige Länder zu nennen?

Es ging um Macht und Einflussnahme, und immer auf Kosten von Menschen, denen man eine Lebensart aufzwingt, die sie gar nicht wollen. Politiker sollten sich sehr genau überlegen, wohin sie ihre Soldaten senden und zu welchem Zweck.

Soldaten haben weltweit noch nie Frieden gebracht.

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