Politiker

Zur Nominierung von Sozialministerin Malu Dreyer als Nachfolgerin des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck:

Herzlichen Glückwunsch, Rheinland-Pfalz, etwas Besseres konnte dir nicht passieren! Kurt Beck, auch Ihnen kann ich für Ihr Geschick in der letzten großen Entscheidung als Ministerpräsident nur gratulieren. Malu Dreyer wird ganz frischen Wind an die Spitze der Politik wehen. Von dieser Frau können wir, ja kann ich, aus persönlicher Erfahrung behaupten: Sie kann Menschlichkeit, auf jeden Einzelnen zugehen und jedem das Gefühl vermitteln, dass er es ist, der so wichtig für die Gesellschaft ist. Malu Dreyer ist eine Menschenfängerin schlechthin wie einst Johannes Rau. Sie begeistert und polarisiert, aber tritt niemandem wirklich auf die Füße, außer vielleicht Julia Klöckner. Denn diese ist mitsamt ihrer Partei die eigentliche Verliererin der Kür "unserer" Sozialministerin zur Chefin des Kabinetts. Kurt Beck hätte schwerlich bis 2016 regieren und gleichzeitig einen geeigneten Nachfolger, egal wen, aufbauen und in der kurzen Zeit des Wahlkampfs profilieren können. Wäre Hendrik Hering nun angetreten, so hätte die CDU leichtes Spiel und Angriffsfläche gehabt. Er ist ein Kandidat gewesen, der in der Vergangenheit zu selten auf die Gefühle der Bevölkerung achtete, beispielsweise bei seiner letztjährigen Äußerung zur Meulenwaldautobahn anlässlich seines Trier-Besuchs, zudem hochbelastet aus seiner Zeit als Verkehrsminister hinsichtlich der Nürburgring-Affäre. Nur geringfügig besser: Doris Ahnen. Ihr wäre es wohl ergangen wie Frank-Walter Steinmeier auf Bundesebene: hervorragend für die inhaltliche Arbeit in der zweiten Reihe und als Fachministerin, aber vom Typ schlicht zu unauffällig, um als Blocker gegen den polternden Elefanten im Porzellanladen an der CDU-Spitze anzutreten. Ähnlich wenig Chancen hätte auch Roger Lewentz gehabt, der als Innenminister schon zu viel in den großen Problemen des Landes herumwühlen musste und daher ebenso Angriffsfläche bietet, obwohl er seine Sache gar nicht schlecht gemacht hat. Er ist der Richtige, wenn es um die Parteiführung geht. Dort ist er unangefochten. Aber Malu Dreyer wird mit ihrer Sympathie Julia Klöckner schlussendlich nicht den Hauch einer Chance lassen. Im Gegenteil: Letztere wird sich als nächste Kandidatin in die lange Liste der gescheiterten Spitzenkandidaten der CDU in Rheinland-Pfalz eintragen müssen, denn gegen diese Ausstrahlung der Powerfrau: keine Chance. Damian Gindorf, Trier

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