Heute Morgen las ich wieder einmal den Trierischen Volksfreund, während draußen der Sturm Andrea mit Gewitterdonner wütete, und auf Seite zwei kamen mir folgende Begriffe vor Augen: "Täuschung", "aalglatt", "Heuchelei", "orientierungslos". Diese Wörter aus dem Kommentar Werner Kolhoffs betreffen den Bundespräsidenten selbst. Es geht auf Seite zwei aber noch weiter. Bezogen auf andere politische und wirtschaftliche Gegebenheiten heißt es da: "Schlammschlacht", "stets mit dem Strom schwimmen", "Wirtschaftskompetenz", "Chef nicht als Online-Freund" (erwünscht), "Mitarbeiter sollen entlassen werden", "riesiger Druck aufgebaut", "motivieren", "attackieren", "zu weich für den Machtbetrieb", "Jeder-gegen-jeden", "Raufbold", "politische Schlacht", "Intrigantenstadl", "Haifischbecken", "zu viel Adrenalin". Und zum Schluss, bezogen auf die Wahlen in Ägypten, "Stimmenkauf". Ich weiß nicht, ob die Begriffe "Wirtschaftskompetenz" und "motivieren" als einzige nicht zu den schlimmen gehören, ich bezweifele dies aber angesichts des erschreckenden Gesamtbildes, das sich mir bei der Lektüre aufdrängte. Ob das von der CSU gewünschte "Comeback", also die Erfolg versprechende Rückkehr von Guttenberg als einzig gute Nachricht zu werten ist, mag jeder selbst beurteilen. Bundespräsident Wulff ist die gegenwärtig herausragende Person dieser sich mir so dargestellten Schreckens-Gesellschaft, er ist gewissermaßen eine der Spitzen des Eisbergs. Es fielen mir neben von Guttenberg noch andere Namen ein, die ich mir aber schenke. Es gibt jedoch einen Mann, der sich mir als das genaue Gegenteil Christian Wulffs und ähnlich Gearteter offenbart. Aus der Vielzahl der ehrenvollen Taten und den daraus folgenden Ehrungen sei nur eine herausgegriffen: 2003 erhielt dieser Mann den Bad Iburger Courage-Preis "für außergewöhnliche und mutige Taten". Vielleicht spricht auch sein eigentlicher Beruf mehr Bände als alle Interview-Beteuerungen Christian Wulffs: Joachim Gauck ist Pastor. Michael Wilmes, Ralingen