Politiker

Zur Nürburgring-Affäre und zur Verantwortung für das Finanzdesaster diese Meinungen:

Wer sich in Mainz mit Politikern der Grünen und der SPD unterhält, sieht großes Augenrollen in Gesichtern zum Thema Beck. Auch der eine oder andere langgediente politische Beamte in Mainzer Ministerien tritt bereits die Rückzugsbewegung an und verzieht sich in einen sicheren Job, da das Ende der Ära Beck naht. Das Votum im Parlament ist aus diversen Gründen gescheitert. Die Mehrheit der Bürger hat aber längst die Nase voll von den Millionen, die Beck an seine Seilschaften ausgeschüttet hat. Volkstümlichkeit allein ist mittlerweile zu wenig und wird Beck und seinen Nachfolger bei der nächsten Wahl nicht mehr retten. Umso mehr wundert man sich über die scheinbare Geschlossenheit der Regierungskoalition im Mainzer Parlament und wie die Anschuldigungen der CDU als "stillos" abgetan werden. Zum Vergleich: Man muss sich mal vor Augen führen, was in Rheinland-Pfalz losgewesen wäre, wenn ein MP Bernhard Vogel solch ein Millionengrab geschaufelt hätte. Die SPD um Beck hätte ihn geteert, gefedert und im Spießrutenlauf um die Häuser getrieben. Die Grünen hätten ihre Protagonisten aus der Hauptstadt nach Mainz zum Häuserkampf geschickt. Heute verhalten sie sich im Parlament genauso, wie sie es seit Jahren in ihrer Revoluzzerzeit immer wütend kritisierten. Man reibt sich die Augen. Auch unsere Trie rer SPD-Ministerin Malu Dreyer spielt das Spiel "Aussitzen um jeden Preis". Wir brauchen keine Piraten in den Parlamenten, aber Politiker, die den Anspruch ihrer eigenen Wahlaussagen auch durchhalten. Hoffentlich tauchen bei Becks Ziehsohn OB Jensen nicht auch noch Altlasten auf. So bleibt am Ende für uns Trierer nur zu hoffen, dass Jensen seine müde Amtszeit ohne Finanzskandale beendet und Trier auch von einem dann runderneuerten Mainz besseren Zeiten entgegenblicken wird. Joachim Molz, Trier Die demonstrative Geschlossenheit der Mainzer Regierung wird vor allem den Grünen schaden. Früher immer gegen den Nürburgring argumentierend, steht die Partei in unrühmlicher Treue hinter Kurt Beck. Der aber sollte schon längst die nötigen Konsequenzen gezogen haben aus Schlosshotel Bad Bergzabern und Nürburgring. Die Grünen machen sich so was von unglaubwürdig, die Wähler werden dies würdigen. Frau Klöckner, deren Partei ich nie wählen würde, hat recht. Herr Beck sollte nach Hause gehen. Die Grünen "back to the roots". Mit den Wurzeln der Grünen hat der Nürburgring wahrlich nichts zu tun. Schade. Norbert Damm, Trier Ich war in der Vergangenheit nicht immer mit Frank Giarra einer Meinung. Doch mit seinem Kommentar "Regierungschef ohne Rückgrat" (TV vom 29. August) hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. Man sollte ja nicht immer nur kritisieren, sondern auch schon einmal loben, was ich hiermit gerne tue. Ausdrücklich stimme ich zu, dass auch für mich die Verdienste von Kurt Beck unbestritten sind. Gerade deshalb hätte ich erwartet, dass er auch die politische Verantwortung für die Nürburgring-Pleite mit ihren dramatischen Folgen für die Steuerzahler und die kommunalen Haushalte (300 Millionen Euro) übernommen hätte. So darf sich ein verdienstvoller Landesvater nicht wundern, wenn er am Ende seiner politischen Karriere seine Glaubwürdigkeit eingebüßt hat. In jedem Fall ist die Strahlkraft von "König Beck" stark verblasst. Was nicht nur mich bedenklich stimmt, ist die berechtigte Kritik, dass das Parlament seine Kontrollfunktion sträflich vernachlässigt hat. Von SPD und Grünen wurden im Zusammenhang mit der Nürburgring-Affäre Regierungsvorlagen wie von Marionetten abgenickt. Kurt Beck ist umgeben von Ja-Sagern und duckmäuserischen Einflüsterern. Für mich haben die nach der letzten Wahl erfolgverwöhnten Grünen durch ihr machtbesessenes Eintreten im Zusammenhang mit der Nürburgring-Katastrophe ihre Glaubwürdigkeit verloren. Der Rückhalt der Landesregierung ist nach meiner Einschätzung in der Bevölkerung in jedem Fall geschrumpft. Die bürgerlichen Verzweiflungswähler sind tief enttäuscht. Das notwendige Vertrauen ist einer kritischen Skepsis gewichen. Manfred Maximini, Trier Nein, nein und nochmals nein! Herr Beck bleibt im Amt! Herr Beck hat, was die Nürburgring-Sache betrifft, weder gelogen noch ist er überfordert. Er hat eine Aussage gemacht, die leider nicht so eingetroffen ist wie erwartet, und die kann man definitiv nicht als Lüge oder Überforderung bezeichnen. Ja glaubt man denn allen Ernstes, wenn es eine andere Partei gemacht hätte, wäre es anders gekommen? Wie viele Betriebsvorstände, Manager oder sonstige Führungsorgane müssten sofort ihren Hut nehmen, wenn man bedenkt, was in den Firmen alles schiefläuft oder nicht so eintrifft wie erwartet? Irrtümer passieren. So ist das nun mal. Frau Klöckner, die offensichtlich Herrn Beck mit aller Gewalt am Image kratzen will (warum wohl?), hätte bei so einem Projekt auch nicht voraussagen können, wie alles kommen würde. Was soll also diese Schlammschlacht? Im Gegenteil: Herr Beck steht zu seinen Fehlern und sucht nach Lösungen, und das zeichnet ihn als hoch vertrauenswürdigen Politiker aus. Ich habe da so meine ernsten Zweifel, ob die Gegenseite auch so "christlich" gehandelt hätte und das Problem nicht einfach so kleingeredet hätte. Allein die lange Amtszeit von Kurt Beck ist Beweis genug, dass dieser Mann ein absolut fähiger Politiker ist, der es versteht, ein Land gerecht, sozial und kompetent zu führen. Und wenn Frau Klöckner meint, sie würde sich niemals irren, dann muss sie wohl einen ganz besonderen Draht zum Himmel haben. Dieter Mohr, Saarbrücken

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