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Zum Artikel "Proteste gegen Linken-Überwachung" (TV vom 24. Januar):

Nun gut, die Linken-Abgeordneten zetern, ihre Obermänner empören sich ob der bekannt gewordenen Beobachtung etlicher Mitglieder ihrer Fraktion im Deutschen Bundestag durch den Verfassungsschutz, und Grüne und Linke stellen den Verfassungsschutz gleich grundsätzlich infrage - wieder einmal. Das Geheul zeigt doch nur, dass etliche dieser Volksvertreter einschließlich der Presse offenbar eine merkwürdige Einstellung gegenüber dem Verfassungsorgan "Bundestag" haben. Wie anders wäre es zu erklären, dass ersichtlich in den skizzierten Kreisen die Ansicht vorherrscht, ein zuvor noch ganz normaler Bürger sei mit seiner Wahl in die Volksvertretung ein Treppchen höher gefallen beziehungsweise der Beobachtung und Aufklärung und Ermittlung durch die zuständigen Behörden schlicht entzogen. Ich erinnere daran, dass die Sicherheitsbehörden ihre Tätigkeit ohne Ansehen der Person auszuführen haben - heißt: Gewicht des Geldbeutels, gesellschaftlicher Rang, Titel und eventuelle Adelsprädikate bleiben außen vor. Vor gar nicht so langer Zeit war auch für mich selbstverständlich, dass man den Damen und Herren, die in den politischen Sphären schweben, Verfassungstreue und Anstand unterstellen muss. Seit selbst unser Staatsoberhaupt sich in den Verdacht - nur den Verdacht! - oder den Ruch der Vorteilsnahme im Amt manövriert hat, bin ich der Meinung, dass wir als Bürger viel stärker als bisher darauf achten müssen, was unsere Abgeordneten so in unserem Namen treiben. Abgeordnete, die nichts zu verbergen haben, müssen die Beobachtung nicht fürchten. Leute wir Gregor Gysi oder Dietmar Bartsch oder auch andere vor jeder näheren Betrachtung bereits für sakrosankt zu erklären, weil sie ihre Arbeitstage im Parlament verbringen, lehne ich aus meiner Verfassungsüberzeugung heraus ab. Wolf-Rüdiger Wulf, Trier

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