Politische Floskeln

Leider wird die Diskussion über die grausame Tat des Amokläufers vom Emsdetten nicht dazu genutzt, die wahren Ursachen zu beleuchten. Stattdessen wird mal wieder kräftig an den eigentlichen Problemen, die solche Taten auslösen, vorbeigeredet.

Die Medien sind voll von politischen Floskeln, die ein Verbot der so genannten Killerspiele fordern. Ich finde es bedauerlich, dass auf Kosten der Opfer politische Interessen durchgesetzt werden statt den Versuch zu unternehmen, das Phänomen der jungen Amokläufer zu analysieren und öffentlich zu diskutieren. Vielmehr hat doch die Gesellschaft versagt, diesen jungen Menschen das Gefühl zu geben, Teil der Gemeinschaft zu sein, in der sie leben. Man sagt, Sebastian B. sei ein "Sonderling" gewesen, also jemand, der sich von der Gesellschaft absondert. Ich glaube nicht, dass man dies tut und obendrein noch Menschen tötet, weil man ein Computerspiel benutzt. Ich bin selbst im Besitz von PC-Spielen, in denen das Töten die Hauptrolle spielt. Allerdings hat mich das in zehn Jahren Anwendung nicht im Geringsten auf die Idee gebracht, gewalttätig zu werden oder eine Waffe zu benutzen, und sei es ein harmloses Paintballgewehr. Vielmehr habe ich dadurch soziale Kontakte hinzugewonnen, indem ich mich drei Spielervereinigungen, so genannten Clans, anschloss. Ein generelles Verbot bestimmter Software ist im Internetzeitalter angesichts der Möglichkeit, jene herunterladen zu können, sowieso eine recht nutzlose Angelegenheit. Wer ein Spiel unbedingt will, der bekommt es sicher auch. Somit könnte man zum Schluss kommen, mit einem generellen Verbot der Killerspiele eher die Internetpiraterie und die Verbreitung verbotener Software zu fördern, statt in Zukunft solche Tragödien wie in Columbine, Emsdetten und Erfurt zu verhindern. Das wäre eine traurige Essenz der Diskussion. Thomas Heimer, Trier

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