Polizei

Zur Berichterstattung und zu Leserbriefen (TV vom 20. Mai) über den Fall Tanja Gräff diese Meinungen:

Wo immer von menschlichem Verhalten die Rede ist, ist erstaunlich, welche Wertungen man feststellt. Dies gilt auch für die Leserbriefe, in denen Kritik bis hin zu teilweise böswilliger Polemik an der Arbeit der Trie rer Polizei im Fall Tanja Gräff geäußert wird. Tanjas Mutter ist von der Polizei enttäuscht. Auch wer dies für objektiv nicht gerechtfertigt hält, kann dies aus deren tiefer Trauer und Leid menschlich nachvollziehen: Sein Kind zu verlieren ist die wohl schlimmste Erfahrung, die ein Mensch machen kann. Aus dieser Gemütslage kommt man oft zu Urteilen gerade auch über jene, die helfen wollen, die vielleicht zu hart sind. Doch wie sieht es mit den anderen Kritikern aus? Hier helfen die Fakten: Die Polizei hat direkt nach dem Verschwinden von Tanja Gräff mit mehreren Hundertschaften alles im Umfeld der Hochschule Trier abgesucht. Niemand konnte ahnen, dass sich deren sterbliche Überreste ausgerechnet unter meterdickem Gestrüpp an einer schwer zugänglichen Felssteilwand befanden. Hätte man im Radius von einem Kilometer um die Hochschule wirklich buchstäblich jeden Stein umdrehen wollen, wären hierzu Zigtausende von Polizisten erforderlich gewesen. Die ganze Polizei in Rheinland-Pfalz hätte hierzu nicht ausgereicht. Der Aufwand im Fall Tanja Gräff war und ist in der Polizeigeschichte unseres Landes einzigartig. Leider ist dies symptomatisch für den Umgang mit der Polizei im Allgemeinen: Statt Anerkennung aus der Gesellschaft gibt es Hunderte von Überstunden, Respektlosigkeiten bis hin zu körperlichen Übergriffen und Schichtdienst, der die Gesundheit ruiniert. Das ist der Alltag der Frauen und Männer, die für unsere Sicherheit sorgen. Auch hieran sollten alle jene mal denken, die meinen, die Arbeit der Polizei nun in Bausch und Bogen verdammen zu müssen. Andreas Etteldorf, Trier Auch, wenn der Vater es nicht mehr miterleben durfte, so hat doch wenigstens die Mutter nun die traurige Gewissheit über den Tod ihrer Tochter, kann sie in Würde beerdigen und am Grab trauern. Mehr als unfassbar ist allerdings die Tatsache, wie fahrlässig damals an dem Fundort "gesucht" wurde und wie viele Jahre möglicher wertvoller Ermittlungsarbeit dadurch verschenkt wurden. Marco Berweiler, Trier Niemand wirft den Behörden vor, dass man nicht direkt fündig geworden ist, weil man einfach keinen Anhaltspunkt hatte und nach dem sogenannten Heuhaufen erst suchen musste, in dem sich die Nadel befindet. Aber wenn man schon sucht, dann sollte das doch gründlich erfolgen. Ganz offensichtlich war das nicht der Fall. Nachdem der Körper gefunden wurde, kamen immer mehr Versäumnisse der Behörden ans Tageslicht. Im TV wurde berichtet, dass 2011 eine 40-köpfige Mannschaft der Höhenretter die Steilwand des roten Felsens in Pallien ohne Ergebnis abgesucht hat. Gleichzeitig wurde mit Wärmebildkamera und einer Drohne diese Wand abgesucht. Spätestens jetzt muss ich mich fragen, was diese Leute eigentlich gesucht haben. Hatten die erwartet, dass ein Körper vielleicht am Felsen hängen bleibt, oder gar in der Luft hängt? Wenn man doch davon ausgeht, dass eventuell ein Körper den Felsen herabgestürzt sein könnte, so liegt es doch in erster Linie nahe, dass man am vermutlichen Aufprallort zuerst einmal nachschaut. Da an diesem Ort, wie in der Pressekonferenz geschildert wurde, ein dichtes, undurchdringliches Gestrüpp, durch das man von oben nicht hindurchsehen konnte, war, wäre es doch zwingend erforderlich gewesen, hier einmal gründlicher nachzuschauen. Das sagt einem doch schon der gesunde Menschenverstand. Das wurde nicht getan. Folglich muss man die Frage stellen, wer diesen sinnlosen und vollkommen unlogischen Einsatz, an dem 40 Leute beteiligt waren, zu bezahlen hat. Natürlich der Steuerzahler, wer sonst? In diesem Zusammenhang ärgert es mich am meisten, dass sich bei der Pressekonferenz vor wenigen Tagen die verantwortlichen Behörden in Form von hoch bezahlten Beamten vor die Öffentlichkeit stellen und jede Verantwortung vollmundig ablehnen. Nicht einer dieser Herren war imstande, Rückgrat zu zeigen und sich bei Frau Gräff zu entschuldigen. Stattdessen hat man sich weggeduckt und versucht, die anwesenden Pressevertreter und die Öffentlichkeit zu beschwichtigen und zu verdummen. Peter Virnich, Trier Ich frage mich, was der TV mit dem Artikel "Begräbnis ist wichtig für Eltern von Vermissten" (18. Mai) bezweckt? Soll er der Mutter von Tanja Gräff ein helfender Rat sein? Die wird ihren Weg gehen und sich die Hilfe holen, die sie braucht. "Ganz viele Fantasien" aufrühren hilft nicht. Mal ruhig sein und den Betroffenen Zeit lassen zur Verarbeitung. Das gilt auch für eine Zeitung. Der "Nachrichten-Rührfix" ist da nicht hilfreich. Norbert Damm, Trier

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