Politik Populistisch und bösartig
Zu Berichten und Leserbriefen über Andrea Nahles und ihren neuen Job als Präsidentin der Bundesanstalt für Post und Telekommunikation schreibt Ernst Geilenkirchen:
Einige Kommentare und Leserbriefe lassen alte Hetze und Diskriminierungen gegen die Sozialdemokratie wieder aufleben, von denen man geglaubt hatte, dass sie in unserer Zeit nach der Aufarbeitung der Vergangenheit auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet wären. Aber aktueller Populismus lässt bösartige Verunglimpfungen wieder an die Oberfläche kommen, offensichtlich nicht nur in den sozialen Medien. Aussagen wie „Den Staat zur Beute gemacht“ oder „... nur der Sozialdemokrat sich seins (Nest) bauen lässt“ lieferten einst die Begründungen für die Verfolgung einer demokratischen Partei und ihrer Mitglieder.
Zudem ist speziell bei Andrea Nahles die Frage zu stellen: Warum soll sie dieses Amt nicht leiten? Sie führte erfolgreich ein großes Ministerium als Behördenchefin, war in dieser Tätigkeit auch beim politischen Gegner anerkannt und hatte als Ministerin für Arbeit und Soziales den größten Einzelhaushalt des Bundes zu verwalten. Über einige Jahre hat sie die SPD als Fraktions- und Parteivorsitzende zusammengehalten und sich nach ihrem konsequenten Ausscheiden aus der Politik nie mit besserwisserischen Kommentaren eingemischt ins Tagesgeschäft ihrer Partei, anders als ihre eitlen männlichen Vorgänger Gabriel, Steinbrück und Schröder.
Über die Art und Weise, wie ihre Partei mit ihr umgegangen ist, hat sie nie öffentlich lamentiert, wohl weil sie ihr eigenes Befinden nicht über das der Partei stellen wollte. Dieses Verhalten, ihre Erfahrung und ihre Authentizität sind positive Charaktereigenschaften, auch wenn sie in ihren Auftritten nicht immer glücklich agierte. Sie hat menschlich und fachlich die Befähigung zur Leitung dieser Behörde. Keineswegs ist ihre Parteizugehörigkeit ihre einzige Qualifikation, deshalb sollte sie auch von Kommentatoren eine Chance zur Bewährung erhalten.
Ernst Geilenkirchen, Kelberg
