Populistisch und ungerecht

Bundeswehr

Zum Artikel "Von der Leyen will Kasernen umbenennen" (TV vom 15. Mai):
Was man in letzter Zeit zu Rechtsextremismus in Verbindung mit der Bundeswehr liest, ist erschreckend. Erschreckend deshalb, weil man den Eindruck hat, dass Rechtsextremismus in der Bundeswehr geduldet wird beziehungsweise wurde. Wovor wir uns aber bewahren müssen, ist, Populismus und Aktionismus zuzulassen, wenn es um die Frage geht, ob dem so ist und wenn ja, wie man dieses Problems Herr werden kann.
Wer die Bundeswehr kennt, der weiß, dass es in vielen Kasernen Erinnerungen an die Wehrmacht gibt. Die Wehrmacht ist nun einmal die Vorgängerarmee der Bundeswehr. Das heißt nicht, dass damit alles abgetan sein soll, was im Namen der Wehrmacht passiert ist. Es gehört vielmehr zu einer ordentlichen Aufarbeitung der Geschichte, Nazitum in der Wehrmacht zu benennen und es zu verurteilen.
Aber in Bausch und Bogen alle Soldaten der Wehrmacht zu Nazis machen ist populistisch und ungerecht denjenigen gegenüber, die im besten Sinne des Wortes aufrichtige Soldaten gewesen sind. Denn diejenigen, die den soldatischen Selbstverständlichkeiten entsprechend gehorsam und tapfer waren, hätten im Nachhinein alles falsch gemacht.
Dann müsste sich der Bundeswehrsoldat heute auch immer fragen, ob das, was Vorgesetzte von ihm verlangen, moralisch in Ordnung ist. Das stand und steht aber einem Soldaten nicht zu. Was dem Soldaten zusteht, und das ist gut so, ist, dass er keine Befehle zu befolgen hat, die gegen das Gesetz oder gegen die Menschenwürde verstoßen.
Wenn in der Truppe allerdings ein Geist herrscht, der dieses Recht der Soldaten letzten Endes ad absurdum führt, dann stimmt etwas nicht in der Führung.
Die Bundeswehr ist eine Verteidigungsarmee eines demokratischen Staates. Seit Aussetzung der Wehrpflicht entfernt sie sich allerdings ein Stück weit von der Gesellschaft, weil die Gesellschaft nicht mehr breit in der Armee verankert ist. Somit fehlen dem Militär die notwendigen Impulse aus der Gesellschaft. Wenn man dies zulässt, läuft man Gefahr, dass sich das Militär verselbstständigt. Wenn dann noch eine Verteidigungsministerin im Amt ist, die sich in die Denke von Militärs, in Strukturen, in Rituale nicht einfühlen kann, und die glaubt, alleine die richtigen Rezepte zu haben, um zu wissen, was gut ist für die Bundeswehr und unsere Verteidigung, dann sind wir auf dem falschen Weg.
Man kann Frau von der Leyen nur zurufen: Lassen Sie den Soldaten die Helme der Wehrmacht, aber treten Sie entschlossen gegen Nazitum und Rechtsextremismus an! Tun Sie dies mit der Führung der Bundeswehr. Gehen Sie gegen Soldaten vor, die verbotene Zeichen wie das Hakenkreuz verwenden, und entfernen Sie Antidemokraten aus der Armee! Sorgen Sie dafür, dass die Wehrpflicht wieder eingeführt wird, damit unsere Armee wieder den Querschnitt der Bevölkerung widerspiegelt!
Edwin Jacobs, Hauptmann der Reserve
Wittlich

Es ist richtig, dass man nationalsozialistische Gesinnungen nicht akzeptiert und bekämpft. Aber man sollte dabei Augenmaß behalten und nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Zu einer solchen Übertreibung zähle ich das befohlene Abhängen eines Fotos des Altbundeskanzlers Helmut Schmidt in Wehrmachtsuniform in einer Bundeswehruniversität. Ich kann das Verhalten der Vorgesetzten, die das Abhängen des Bildes befohlen haben, nicht verstehen.
Dieser Aktionismus zeigt, dass die Vorgesetzten eigentlich nicht wissen, um was es geht. Damit werden pauschal Millionen von ehemaligen Wehrmachtssoldaten ohne Rücksicht auf deren Überzeugung verunglimpft.
Sollten jetzt auch Fotos von Widerstandskämpfern in Uniform verschwinden? Machen wir uns nicht lächerlich, wenn wir das Foto eines ehemaligen und allseits geachteten Bundeskanzlers verschwinden lassen, nur weil er eine Uniform trägt, während ehemalige Nationalsozialisten führende Stellen in der neuen Bundesrepublik besetzten? Werde ich einer rechten Gesinnung verdächtig, nur weil ich ein Foto meines Vaters in Uniform als Andenken in Ehren halte?
Lothar Peter Schun
Lissendorf

Zum Leserbrief "Ausgeprägte Machtgelüste" (TV vom 13./14. Mai):
Da hat aber ein Bundeswehrhasser mal so richtig vom Leder gezogen. Scheint, als ob er sich oft bei Facebook sein Wissen holt. Ich war 45 Jahre bei der Bundeswehr und habe solche Typen, wie Herr Dupont sie kennt, nicht erlebt. Obwohl ich sowohl bei der Marine als auch beim Heer in verschiedenen Standorten war.
Schießen, auch wenn es ihm anscheinend suspekt ist, gehört zum Soldatenberuf, und wer gut schießen will, muss Spaß am Schießen haben, sonst klappt es nicht. Im Übrigen, auch Sportschützen haben Spaß am Schießen. Viele Soldaten toben ihre Machtgelüste aus, indem sie bei Katastrophen helfen oder Soldatenfriedhöfe pflegen. Auch ist mir neu, dass Patriot sein negativ ist.
Ich hoffe für Herrn Dupont, dass er nie auf die Hilfe der Bundeswehrrambos angewiesen ist.
Michael Schulte-Heuthaus
Daun

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