Qualifizierter, effektiver, billiger

Zum Artikel "Fördern statt abschaffen" (TV vom 14. Mai):

Die Handwerkskammer Trier macht sich für die Hauptschule stark. Der im Artikel zum Präsidenten beförderte Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Hans-Hermann Kocks, wünscht, dass die Schüler der Hauptschulen stärker individuell gefördert werden. Dieser Forderung kann man sicherlich zustimmen, ebenso den anerkennenden Worten für die Arbeit an den Hauptschulen. Weiter bemerkt Hans-Hermann Kocks, "dass der Staat viel Geld für teure und oft ineffektive Warteschleifen, wie etwa die Berufsfachschule I, einsparen könnte". Hier zeigt sich Herr Kocks allerdings ziemlich uninformiert oder er betreibt gezielte Desinformation. Die Berufsfachschule I nimmt nach dem Abschluss der Hauptschule alle Schülerinnen und Schüler auf, die noch keine Berufsorientierung haben oder den gewünschten Ausbildungsplatz nicht gefunden haben. Sie bildet ganz praktisch in den verschiedensten berufsbezogenen Bereichen aus, zum Beispiel in den Berufsfeldern Metall, Holz, Gesundheit, Hauswirtschaft und Wirtschaft. Diese Ausbildung wird im berufspraktischen Teil von Handwerks- und Industriemeistern mit pädagogischer Ausbildung erteilt - eine Ausbildung, die übrigens längst nicht jeder Meister in den Ausbildungsmaßnahmen der Handwerkskammer besitzt.Die berufsbezogene Theorie wird von Lehrern mit berufbezogenem Hochschulstudium, etwa von Diplomingenieuren unterrichtet. Die Defizite in den allgemeinbildenden Fächern wie Deutsch und Mathematik werden von Lehrern aufgearbeitet, die die gleiche Ausbildung haben, wie die Lehrer der Gymnasien.Im Ergebnis wird dem erfolgreichen Schüler der Berufsfachschule I die Berufsreife bescheinigt. Der aufnehmende Betrieb erhält einen Auszubildenden mit beruflicher Orientierung und mit Grundkenntnissen in seinem Beruf. Er ist also um ein Wesentliches qualifizierter, damit auch effektiver und billiger in der Ausbildung. Aus Sicht der Handwerkskammer mag man allerdings einen Nachteil des Bildungsgangs erkennen: Er gehört zum staatlichen Bildungssystem, unterliegt damit nicht der Kontrolle der Handwerkskammer und erwirtschaftet keine finanziellen Erträge. Gerhard Faß, Trier BILDUNG

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